Stünden nicht da und dort einige Plakate in der Gegend herum, nichts würde darauf hindeuten, dass Kärnten am 4. März eine brisante Landtagswahl bevorsteht. Denn mit der Abschaffung des Proporzsystems, wonach Parteien ab einer bestimmten Stimmenanzahl automatisch Anspruch auf einen Regierungssitz haben, werden in Kärnten nach der Wahl erstmals "echte" Koalitionen geschmiedet. SPÖ-ÖVP, ÖVP-FPÖ oder Koalitionen mit kleineren Parteien, sofern sie wieder in den Landtag kommen: Alles ist denkbar.

"Ich kann auch nicht ganz nachvollziehen, warum die Parteien sich nicht bemühen, dieses Thema der künftigen Koalitionen stärker einzubringen. Denn wer mit wem nach der Wahl koaliert, ist das wirklich Entscheidende", sagt die in Kärnten an der Klagenfurter Uni lehrende Politikwissenschafterin Kathrin Stainer-Hämmerle. Bis dato sind es nur zwei Aufreger, die in diesem dahindümpelnden Wahlkampf einigermaßen die Emotionen in den Parteizentralen hochgehen ließen. Das VW-GTI-Treffen ("Gib Gummi") am Wörthersee und die Fischotter, die den Fischbestand in den Kärntner Gewässern bedrohlich dezimieren. Hier kämpfen die grünen Tierschützer gegen den Rest der Politik, die die Zahl der Fischotter per Abschuss reduzieren will.

Polarisierende Themen fehlen

Und in der Debatte über das GTI-Treffen (Motto: "Wer hat den geilsten Golf?") rutschte es dem ehemaligen Kabarettisten und jetzigen Grünen-Chef und Landesrat Rolf Holub aus dem Bauch heraus: "Früher gab es die Cholera, heute gibt es GTI." Die FPÖ war empört: Holub müsse sofort zurücktreten.

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"Positiv muss man anmerken, dass das Fehlen von großen emotionalen und polarisierenden Themen ja auch sein Gutes hat. Ein Hinweis, dass sich die Parteien – noch – nicht von Emotionen treiben lassen", sagt Stainer-Hämmerle. Insofern – wohlwollend betrachtet – sei es "ein bisher langweiliger positiver Wahlkampf".

An wirklich ernsten Problemen hat Kärnten freilich keinen Mangel: dramatische Abwanderungen aus den Randbezirken, der Arbeitsmarkt, und – darauf verweist die Caritas – elf Prozent der Bevölkerung sind armutsgefährdet. (Walter Müller, 9.2.2018)