Revolut ist an den Start gegangen mit dem Versprechen, die Party der traditionellen Banken zu beenden. Nach Europa wird nun der Markteintritt in Asien und Amerika vorbereitet

Foto: HO

Wien – Als Vielreisender und einer, der oft im Ausland arbeitete, hatte Nikolay Storonsky sich immer über die Kompliziertheit der Banken und vor allem über die hohen Gebühren geärgert, die er im Ausland für Behebungen und andere Dienstleistungen bezahlen musste. "Ich habe eine Menge Geld mit Gebühren und Spesen vergeudet", sagt Storonsky zum STANDARD. Es war also Zeit für eine Revolution in diesem Sektor.

Mehr als ein Jahr hat Storonsky über diese Revolution nachgedacht und sich 2015 getraut. Er verließ seinen Arbeitgeber Credit Suisse und gründete das britische Start-up Revolut. Die Idee: Bankdienstleistungen am Handy – übersichtlich gestaltet, einfach in der Anwendung und gebührenfrei. Das kam bei Kunden gut an.

Neues Konto in weniger als drei Minuten

Wer heute Kunde bei Revolut werden will, kann in weniger als drei Minuten via Smartphone sein kostenloses Girokonto eröffnen. Einnahmen und Ausgaben können in der App verwaltet werden. Auch eine Kreditkarte kann geordert werden. Mittlerweile können mehr als 25 Währungen gehalten werden (zu Real-time-Wechselkursen), Geld kann international gebührenfrei gesendet und empfangen werden. Mit der Mastercard von Revolut kann bereits in 120 Währungen kostenfrei und kontaktlos bezahlt werden – weltweit kann spesenfrei an Geldautomaten Bargeld behoben werden.

Bei jeder Zahlung oder Kontobewegung erhalten Kunden Push-Benachrichtigungen in Echtzeit. Das soll die Sicherheit erhöhen und einen guten Überblick über die Finanzsituation bringen. Um im Fall des Kartenverlusts rasch reagieren zu können, können Kunden ihre Revolut-Mastercard direkt in der App sperren und entsperren und die Funktion des kontaktlosen Zahlens deaktivieren.

Gemischte Gefühle

Die Banken haben auf diesen Auftakt mit gemischten Gefühlen reagiert. Einige konnten als Partner gewonnen werden, andere wollten von Revolut nichts wissen. "Mittlerweile sind wir aber ein gut etablierter Konkurrent", sagt Storonsky. Im Vorjahr hat das Fintech bei einer Finanzierungsrunde 66 Millionen Dollar eingesammelt, jetzt ist man auf Expansionskurs in Europa, Asien, und in wenigen Monaten soll der Sprung nach Amerika geschafft werden. In Hongkong und Singapur steht der Markteintritt unmittelbar bevor. Revolut lebt vor allem von Empfehlungen und der Mundpropaganda.

Doch ein Banking-App allein will Revolut nicht sein. Nach intensiven Diskussionen hat man das Angebot für Kryptogeld geöffnet. Wer ein Premiumkonto wählt (7,99 Euro/Monat), kann mit Bitcoin und Co handeln.

Auch Versicherungen können via App abgeschlossen werden. So steht etwa eine Reiseversicherung zur Verfügung, die aufgrund des jeweiligen Mobilfunknetzes in dem man sich befindet, erkennt, ob man im In- oder Ausland ist. Je nachdem schaltet sich die Versicherung ein bzw. wieder aus. Neben der Geräteversicherung kann in Kürze auch eine Lebensversicherung angeschlossen werden, bei der man den gewünschten Auszahlbetrag und die Laufzeit selbst definieren kann. Die monatliche Prämie wird dann aufgrund dieser Angaben berechnet. Kreditprodukte und der gebührenfreie Handel von Wertpapieren sind ebenfalls in Planung. "Jeder Finanzaspekt des Lebens soll mit unserer App gemanagt werden können", fasst Storonsky seine Pläne zusammen. In Summe geht es darum, "die Prozesse für Leute leicht und transparent zu gestalten".

In Europa wurde die Millionengrenze bei den Kunden bereits geknackt. Rund 5000 Kunden kämen im Schnitt täglich dazu. Als das Kryptokonto gelauncht wurde, konnte Revolut 25.000 Neukunden in nur drei Tagen zählen. Damit gilt Revolut als das am schnellsten wachsende Fintech weltweit.

Doch woran verdient Revolut, wenn so viele Dienste gratis zur Verfügung stehen? Gratis ist nur die Basisvariante. Für das Premiumkonto fällt eine monatliche Gebühr an. Zudem schneidet Revolut bei den Vertragsabschlüssen und Transaktionen mit. Man gehe daher davon aus, bald profitabel wirtschaften zu können.

Optimierungspotenzial

Das schnelle Wachstum von Revolut mache auch das Unternehmen immer komplexer, sagt Storonsky. Je größer man werde – derzeit beschäftigt man rund 300 Mitarbeiter -, desto mehr Optimierungspotenzial tue sich auch in den eigenen Prozessen auf. Man müsse darauf achten, dass man bei IT und Kosten schlank aufgestellt bleibe. Denn das sichere die Möglichkeit der Gratisprodukte.

Die große Herausforderung bei der Expansion sei, die jeweiligen Lizenzen im Land zu bekommen und die damit verbundenen individuellen regulatorischen Vorgaben zu erfüllen. Denn mit der Freiheit der Lizenzen bekommt man auch Pflichten.

Revolut hat bereits mehr als 42 Millionen Transaktionen abgewickelt, das Transaktionsvolumen lag vergangenen Herbst bei über 5,7 Milliarden Euro. Die Nutzer haben sich laut Revolut bisher mehr als 135 Millionen Euro an unnötigen Bankgebühren erspart – vorwiegend bei Kartenzahlungen im Ausland, dem internationalen Geldtransfer und beim Bargeldbezug an Automaten. (Bettina Pfluger, 11.2.2018)