Die ersten Eurofighter sind 2007 in Österreich gelandet.

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Exminister Doskozil hatte eine klare Präferenz für den Eurofighter-Ausstieg.

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Wien – Wenige Tage bevor Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) seine neuen Evaluierungspläne rund um die umstrittenen Eurofighter bekanntgeben will, wirbeln die Abfangjäger wieder Staub auf.

Fast exakt auf den Tag genau vor einem Jahr erteilte Kunaseks Vorgänger Hans Peter Doskozil (SPÖ) nämlich einer Expertenkommission den Auftrag, die Effizienz der heimischen Luftraumüberwachung zu überprüfen – parallel dazu hatte das Verteidigungsressort Betrugsanzeige gegen Airbus, vormals EADS, erstattet, weil der Eurofighter-Hersteller das gewünschte Fluggerät gar nie habe zeitgerecht liefern können. Im Sommer 2017 verkündete Doskozil dann unter Berufung auf den Bericht der von ihm eingesetzten Kommission seinen geplanten Eurofighter-Ausstieg.

Auf Geheiß des Ministers

Ein Kommissionsmitglied erklärte nun der APA, dass die Berechnungen in dem Bericht auf Geheiß des roten Ministers und zum Nachteil der ungeliebten Abfangjäger erstellt wurden. Im Detail sei der Lebenszyklus der Eurofighter mit vierzig statt dreißig Jahren kalkuliert worden – und das habe dazu geführt, dass die Eurofighter bei der Gegenüberstellung mit anderen Jettypen, deren Kosten nur für drei Jahrzehnte berechnet wurden, als deutlich teurer dargestellt wurden.

Im Büro von Doskozil, mittlerweile Finanzlandesrat im Burgenland, erklärt man auch dem STANDARD auf Nachfrage, dass "die Vorgabe für die Sonderkommission 'Aktive Luftraumüberwachung' von Beginn an klar" war – nämlich bis zur Jahresmitte 2017 unter der Leitung von Airchief Karl Gruber alle militärisch effektiven und betriebswirtschaftlichen Optionen zur Sicherstellung der Luftraumüberwachung zu untersuchen. Die Soko habe schließlich zwei Varianten vorgeschlagen: eine mit Auf- und Umrüstung der Eurofighter und eine mit einem neuen System. "Die Entscheidung fiel auf die Anschaffung eines neues Systems, weil der Weiterbetrieb des Eurofighters "mit so hohen militärischen und finanziellen Risiken verbunden" sei, dass das aus Doskozils Sicht nicht vertretbar gewesen sei.

Zum Ressortchef zitiert

Der Insider, den die APA zitiert, erklärt jedoch, dass in den ersten Berechnungen der Experten die Eurofighter "nicht so schlecht ausgestiegen" seien. Luftstreitkräftechef Karl Gruber sei daraufhin zum Minister zitiert worden – und Doskozil habe angeordnet, dass die Berechnungen dahingehend geändert werden, dass mit einer Lebensdauer der Eurofighter bis 2049 zu rechnen sei.

Bis Mitte des Jahres will jetzt wiederum Kunasek bewerten lassen, wie es mit der Luftraumüberwachung weitergehen soll. Derzeit verfügt Österreich über 15 Stück Eurofighter, für die sich die erste Koalition aus ÖVP und FPÖ zur Jahrtausendwende entschieden hat. (Nina Weißensteiner, 9.2.2018)