Lissabon – Die Stärke von BMW stellt zugleich auch eine Schwäche dar: Die ausgeprägte Charakterfestigkeit der Marke wird mancherorts mitunter auch als etwas starr wahrgenommen. Vielleicht ist das auch eine Erklärung, warum die Schwaben (Mercedes) derzeit viel dynamischer beim Publikum ankommen als die Bayern aus München (BMW) und Ingolstadt (Audi). Dabei kann man in Sachen Dynamik einem BMW ja nach wie vor nichts vormachen, da brauchen Sie nur in den Datenkasten zu schauen, ein Haufen PS, und die dazugehörigen Verbräuche geben sich auch noch recht moderat.

Die Doppelniere wurde beim X2 auf den Kopf gestellt, ist nun also unten breiter als oben. Die Lufteinlässe sind nur im wenig dezenten M-Styling so dominant.
Foto: BMW

BMW lässt sich jedenfalls nicht beirren und bringt jetzt den X2 im zu erwartenden monolithischen Design. Der X2 stellt analog zur geradzahligen Nummerierung die Coupéversion des X1 dar. Man darf ja nicht vergessen, dass BMW als erster Großserienhersteller auf die Idee kam, mit dem X6 eine Coupéversion eines Autobahngeländewagens zu bringen. Heute machen das schon alle nach, in allen Klassen. Und BMW verbreitert sich eben auch nach unten.

Das Heck des X2.
Foto: BMW

Der X2 ist etwas kürzer und sieben Zentimeter niedriger als der X1. So hinterlässt er einen recht kräftig gedrungenen Eindruck, sieht ziemlich durchtrainiert aus und setzt das optisch um, was er in seinem Innersten auch ist: ein kompaktes Kraftpaket.

Der Innenraum ist BMW-typisch.
Foto: BMW

Einen ganz wichtigen Beitrag dazu leistet die neue BMW-Niere, die gewissermaßen umgedreht wurde, nun also nach unten hin breiter wird. Natürlich ist auch hier das immer gleiche Spiel im Gang. Mit den serienmäßigen 17-Zoll-Rädern sind die Felgen besser vor Randsteinkratzern geschützt, der Auftritt ist aber mit 20-Zoll-Rädern deutlich deftiger. Vielleicht liegt der gute Kompromiss doch irgendwo dazwischen.

20-Zöller stehen dem X2 ganz gut, machen ihn aber nicht geländegängiger.
Foto: BMW

Wir erleben erwartungsgemäß das typische BMW-Gefühl beim Fahren. Durch die immer noch etwas höhergestellte Statur kommen wir in den Genuss eines guten Überblicks nach vorn, seitlich und hinten sieht man wegen hoher Gürtellinie nicht mehr so gut raus. Querneigung in Kurven ist immerhin kaum spürbar.

Bis zu 1.355 Liter passen ins Heck des X2.
Foto: BMW

Klappern, Dröhnen oder gar Scheppern oder Pumpern, das kommt alles sowieso nicht vor in der BMW-Welt. Die Diesel sind mit der feinfühligen und präzisen Wandlerautomatik ausgestattet, während der Benziner mit Doppelkupplungsautomatik kombiniert wird, die in dieser Wagenklasse sonst durchwegs am häufigsten verbreitet ist. Die Möglichkeit eines Schaltgetriebes eröffnet sich erst in Kombination mit den schwächeren Motoren, die später nachgereicht werden: Benziner mit 140 PS und Diesel mit 150 PS.

Der X2 basiert nun auf einem Vorderradantrieb.
Foto: BMW

Auch das Bedienkonzept wird immer wieder um neue Funktionen erweitert, der iDrive-Knopf ist aber geblieben, was all jene freut, die ihn liebgewonnen haben und nicht so gerne am Bildschirm rumtapsen. Optional gibt es auch das vollwertige, vollfarbige Head-up-Display mit Projektion auf die Windschutzscheibe, das bisher erst ab der Dreierreihe aufwärts zu haben war. Drei neue, gar nicht schüchterne Farben gibt's auch, brüllend Gelb, Rot und Blau. (Rudolf Skarics, 15.2.2018)

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