Merkel als konkurrentenfressende Schwarze Witwe auf einem Karnevalswagen in Düsseldorf. Im Hintergrund wandert Martin Schulz durch den Fleischwolf.

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Hatte man etwas anderes erwartet? Eigentlich nicht. Da stand die deutsche Kanzlerin Angela Merkel beim ZDF-Interview recht unverkrampft vor der Kamera und erklärte, sie werde selbstverständlich bis 2021 regieren und natürlich auch CDU-Chefin bleiben. Ein bisschen kam sie ihren Kritikern schon entgegen, indem sie eine Verjüngung der Kabinettsmannschaft ankündigte.

Will heißen: Merkel registriert sehr wohl das Gemurre in ihrer Partei, das jeden Tag lauter wird. Viele fühlen sich über den Tisch gezogen – von den Sozialdemokraten, die zehn Prozentpunkte weniger bei der Bundestagswahl erreicht haben, aber bei der Verteilung der Ministerien gut absahnten und vor allem das prestigeträchtige Finanzministerium bekamen. Aber auch von Merkel, die einfach niemanden neben sich in der Partei groß werden lässt und immer noch ganz auf sich selbst setzt. Doch der Lack ist ab, Merkel hat nicht mehr das Gewicht, das der CDU lange Jahre erfreuliche Wahlergebnisse garantierte.

Gibt niemanden sonst

Natürlich ist sie immer noch die Nummer eins, es gibt ja niemanden sonst. Aber der Druck auf Merkel steigt. Natürlich kann sie jetzt nicht sagen: Na gut, dann gebe ich nach der Hälfte der Legislaturperiode das Kanzleramt und den Parteivorsitz ab. Es wäre ihr sofort als eklatantes Zeichen der Schwäche ausgelegt worden. Die Unzufriedenen klagen, und sie gibt ihnen nach. Außerdem: Man weiß nicht, welche Personaldebatten eine solche Ansage in der CDU auslösen würde.

Und Zustände wie in der SPD möchte man sich verständlicherweise ersparen. Denn immerhin kann sich Merkel neben dem Chaos in der SPD als Fels in der Brandung positionieren. Und dennoch: Im Hinterkopf muss sie die Regelung ihrer Nachfolge schon haben. Wenn sich der ganze Sturm gelegt hat und die deutsche Politik wieder in ruhigeres Fahrwasser kommt, sollten Weichen gestellt werden. Es geht um den richtigen Zeitpunkt. Den hat schon so mancher verpasst, der sich selbst für unentbehrlich hielt und dann den Abgang nicht mehr selbst bestimmen konnte, sondern vom Hof gejagt wurde. (Birgit Baumann, 12.2.2018)