Subnautica
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An Early-Access-Spielen scheiden sich die Geister: Für die einen ist der bezahlte Frühzugriff auf unfertige Spiele eine freche Geldbeschaffungsmaßnahme ohne Mehrwert, für die anderen die willkommene Gelegenheit, schnellstmöglich frische Spielideen in die Hände zu bekommen und deren Fertigstellung tatkräftig zu unterstützen. Tatsache ist, dass nicht jedes Early-Access-Projekt mit derselben Konsequenz und unter Einhaltung aller gegebenen Versprechen fertiggestellt wird; die Liste der Early-Access-Ruinen, die wohl nie finalen Status erreichen werden, ist ebenso lang wie prominent besetzt.

Umso schöner wenn sich regelmäßig große Early-Access-Hoffnungen aus dem Beta-Stadium verabschieden. Das Unterwasserabenteuer "Subnautica" (final Windows, Mac, Xbox One 22,99 Euro; PS4 tba 2018) hat es – nach fünf Jahren Entwicklung und etwas über drei Jahren im Early Access – geschafft, gilt seit wenigen Tagen als final – und jetzt schon als Indie-Bestseller. Über zwei Millionen Spielerinnen und Spieler haben sich allein auf Steam seit Beginn des Early-Access bislang von "Subnautica" begeistern lassen.

Wasserlandung auf fremdem Planeten

Ganz zu Beginn steht ein Absturz: Nach einer Bruchlandung im Ozean eines fremden Planeten sind Spielerinnen und Spieler auf sich allein gestellt. In einer kleinen Rettungskapsel findet sich zum Glück alles, was man für den Start auf dieser fremden Welt braucht, vor allem ein "Fabrikator", mit dessen Hilfe sich Stück für Stück aus Rohstoffen Werkzeuge, Ausrüstung und Ressourcen herstellen lassen.

Für die ersten Spielstunden bleibt die an der Meeresoberfläche schaukelnde Kapsel die wichtigste Anlaufstelle, etwas später lässt sich die Operationsbasis an den Meeresgrund verlegen und nach eigenen Wünschen ausbauen und erweitern. Kernstück des Spiels ist die schrittweise Erforschung der faszinierend fremden offenen Unterwasserwelt, und das Sammeln lebensnotwendiger Rohstoffe, die kontinuierliche Erweiterung der eigenen Ausrüstung durch gestaffeltes Crafting und nicht zuletzt die sanft motivierende Kampagnenstory, die unaufdringlich von Ziel zu Ziel begleitet. Vier verschiedene Spielmodi erlauben vom entspannten Sandbox-Spiel ohne große Gefahr bis hin zur Hardcore-Herausforderung unterschiedliche Zugänge je nach Geschmack.

Faszinierende, lebende Welt

Wer die zentralen Gameplay-Loops großer Singleplayer-Survival- und Crafting-Spiele von "Minecraft" abwärts kennt, weiß, dass Sammeln und Bauen mächtige Motivatoren sind, die die Spielstunden nur so verfliegen lassen. Bis sich durch Ausbau erster Ausrüstungsverbesserungen der Forschungsradius des Tauchers vergrößert und die ersten naheliegenden Gebiete nach Nützlichem und Gefährlichem untersucht wurden, hat man bereits Bekanntschaft mit einigen der unzähligen Meeresbewohner gemacht, die diesen Alien-Ozean bevölkern. Die Palette reicht dabei von kleinen, niedlichen Fischen und Pflanzen bis zu gewaltigen Leviathanen, die eher schwimmenden Inseln als Tieren gleichen. Mit wirklich gefährlichen Meeresbewohnern muss man sich zum Glück erst in späteren Abschnitten anlegen – eine Bewaffnung gibt es abseits eines kleinen Tauchermessers übrigens im ganzen Spiel nicht.

Wie "Subnautica" seine – übrigens nicht prozedural generierte, sondern völlig von Hand gestaltete – riesige Unterwasserwelt atmosphärisch beeindruckend und voll mit immer wieder überraschendem Leben darstellt, ist sicher die Hauptattraktion des Spiels. Die verschiedenen Lebensräume unter Wasser sind stimmungsvoll und unterschiedlich, und vor allem in den tiefsten Tiefen kommt beklemmender Grusel auf. Die Erforschung dieser Welt motiviert zumindest ebenso sehr wie das altbekannte Drehen an der Spirale von Sammeln, Craften und Ausbauen.

Langzeitbeschäftigung für Überlebenskünstler

Die Kritik, die sich "Subnautica" abseits all dieses Lobs gefallen lassen muss, betrifft weniger das Spiel selbst als sein ganzes Genre: Natürlich haben die ineinandergreifenden Gameplay-Loops von Sammeln, Aufrüsten und Ausbauen nur den einen Zweck, ihre Spieler auf künstlich verschlungenen Upgrade-Wegen möglichst lange zu beschäftigen. Die Expeditionen, die vor allem zu Beginn noch mühsam durch Sauerstoffmangel begrenzt sind, erstrecken sich zumindest eine Zeitlang auf das Abgrasen eines recht kleinen Anfangsradius und das Einsammeln der immerselben Ressourcen, bis ein Grundstock an Gegenständen gecraftet ist. Und auch das schon in kurzer Zeit zur Mühsal werdende Inventory-Management sowie verschachtelte Crafting-Menüs lenken als Verwaltungshürden durchaus ein wenig von der faszinierenden Unterwasserwelt ab.

Zum Glück entschädigen sowohl die Atmosphäre als auch die erwähnte Kampagnenstory für diese kleinen Ärgernisse, die Genrefreunden auch weniger sauer aufstoßen werden als jenen, die sich hauptsächlich wegen der überzeugenden Unterwasserwelt in "Subnautica" einfinden. Beide Spielertypen werden trotzdem mit diesem riesigen, faszinierenden Ozean voller Gefahr und Überraschungen ihre Freude haben.

Trailer zu "Subnautica".
Subnautica

Fazit

"Subnautica" hat sich nicht umsonst schon während seines Early-Access-Status zum Steam-Bestseller gemausert: Das Open-World-Tauchabenteuer punktet nicht nur durch solides, wenn auch eigentlich nur mäßig originelles Survival- und Crafting-Gameplay, das neben seiner Story auch viel Raum für das Ausleben eigener Kreativität lässt, sondern vor allem durch seine riesige, umwerfend atmosphärische Spielewelt, die tatsächlich immer wieder zum Staunen bringt und zur Erforschung anstachelt.

"Subnautica" ist ein Fest für Einzelspieler, die sich für Tage und Wochen in diesem Alien-Ozean verlieren können. Ein Abenteuer, das sich dank absolut stimmungsvoller Welt und großem Beschäftigungsangebot schon jetzt als moderner Klassiker seines Genres bezeichnen lassen darf. (Rainer Sigl, 20.02.2018)