Biathletin Laura Dahlmeier hat schon zweimal Gold gewonnen.

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Laura Dahlmeier war sechs Jahre alt, als sie ihre Traumberufe in ein Poesiealbum schrieb: "Olympiasiegerin und/oder Hüttenwirtin." Jetzt ist sie 24 Jahre alt. Sie ist nicht Hüttenwirtin. Aber Olympiasiegerin. Seit Montag schon doppelte. Die Biathletin aus Garmisch-Partenkirchen gewann nach dem Sprint am Samstag auch die Verfolgung. Und zwar souverän. In Pyeongchang könnte noch das eine oder andere Gold dazukommen.

Dahlmeier ist der aktuelle weibliche Superstar im Biathlon. Vor einem Jahr gewann sie bei der Weltmeisterschaft in Hochfilzen fünfmal Gold und einmal Silber. Niemand hatte je zuvor so eine Bilanz bei einer WM. Kein Björndalen, kein Fourcade, auch nicht ihre Landsfrau Magdalena Neuner.

Dabei träumte die Gesamtweltcupsiegerin der vergangenen Saison einst von einer ganz anderen Karriere. "Ich wollte immer Skifahrerin werden, mein Vorbild war Hermann Maier", sagte Dahlmeier: "Mit dem Langlauf hatte ich ganz wenig am Hut."

Das änderte sich erst, als irgendwann zu Weihnachten Langlaufskier unter dem Christbaum lagen. "Ich war nicht begeistert, die hatte ich nicht auf den Wunschzettel geschrieben." Doch nach und nach freundete sie sich damit an, sie wurde dreifache Junioren-Weltmeisterin, hält bei 13 WM-Medaillen (sieben davon in Gold), und bei 31 Weltcupsiegen.

Aber Biathlon allein macht sie nicht glücklich. Dahlmeier ist gar nicht fad, sucht das Abenteuer. So etwa nach der ersten WM-Woche in Hochfilzen 2017. Ein Montag, ein Ruhetag, strahlender Sonnenschein. Ideal zum Ausruhen. Aber Dahlmeier legte ihre Beine nicht hoch, ging stattdessen mit einer Freundin Paragleiten. Sie fliegt nicht nur gern von Bergen, sie klettert auch rauf. Die Verletzungsgefahr nimmt sie in Kauf. "Wenn du auf einem Gipfel stehst und runterschaust, das ist gewaltig. Das kann dir kein Biathlonrennen geben."

Den Biathlongipfel hat sie längst erklommen. Am Montag griff sich Dahlmeier schon hundert Meter vor dem Ziel die deutsche Fahne, jubelte den Fans zu und stieß einen Freudenschrei aus: In der Verfolgung setze sie sich nach zehn Kilometern und nur einem Schießfehler klar vor der Slowakin Anastasiya Kuzmina und der Französin Anais Bescond durch. "Ich habe es noch nicht realisiert. Es war ein richtig hartes Rennen", sagte sie danach.

Sechs Goldmedaillen kann sie maximal in Pyeongchang gewinnen. Eigentlich fast unmöglich, weil irgendwas irgendwo immer passieren kann. Aber wer weiß, Dahlmeier kann jetzt schon ohne Druck in die folgenden Rennen gehen. Und wenn sie das Motto, das auf ihrem Gewehr geschrieben steht, befolgt, kann ohnehin kaum etwas schiefgehen: "Scheiß da nix, dann feid da nix." (sid, rie – 12.2. 2018)