Laut internen Plänen hätte die technische Direktion des Krankenhauses Nord bereits bis Ende 2017 auf 45 Mitarbeiter aufgestockt werden sollen. Derzeit sind aber erst 26 technische Mitarbeiter vor Ort tätig.

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Wien – Das Wiener Milliardenprojekt Krankenhaus Nord ist nach einem massiven Kostenanstieg, großen zeitlichen Verzögerungen und einem vernichtenden Bericht des Rechnungshofs (RH) mit weiteren Problemen konfrontiert.

Konkret geht es um die technische Inbetriebnahme und den Probebetrieb des 785-Betten-Spitals, bevor die ersten Patienten behandelt werden können. Der komplexe Aufbau der technischen Direktion mit geeignetem Fachpersonal hinkt dem Zeitplan des Krankenanstaltenverbunds (KAV) weit hinterher. Das Ziel, das Spital im Sommer 2019 zu eröffnen, ist gefährdet.

Der KAV hatte sich im Jahr 2013 dazu entschieden, die Technik im Krankenhaus Nord selbst aufzubauen. Derzeit sind laut Auskunft des städtischen Spitalsträgers aber erst 26 technische KAV-Mitarbeiter vor Ort tätig. Laut internen Plänen hätte die technische Direktion hingegen bereits bis Ende 2017 auf 45 Mitarbeiter aufgestockt werden sollen.

Damit fehlen nach den internen Vorgaben aktuell fast 20 wichtige Mitarbeiter, um den simulierten Echtbetrieb des Krankenhauses vorzubereiten. Dieser ist aber notwendig, um die komplexen technischen Systeme zu testen. "Geeignetes Technikpersonal ist derzeit in der erforderlichen Qualität am Arbeitsmarkt nur eingeschränkt vorhanden", hieß es in einer Stellungnahme der KAV-Generaldirektion gegenüber dem STANDARD.

Plan des KAV gescheitert

Im Endausbau soll die technische Direktion 84 Personen umfassen: 38 Professionisten, 28 Mitarbeiter im Bereich Engineering, neun Personen in der Leitstelle und ebenso viel Personal in der Medizintechnik. Die Technik ist im Krankenhaus Nord gleich in drei vollen Untergeschoßen sowie im Dachgeschoß untergebracht. Der Plan des KAV, die Technik im modernen Spital Nord selbst aufzubauen, ist jedenfalls gescheitert. Innerhalb des KAV konnten nicht genug Spezialisten aufgebaut werden. Dabei hatte der Spitalsträger noch bis vor kurzem versichert, keine externe Hilfe zu brauchen.

Das hört sich jetzt ganz anders an: "Um den Ressourcenbedarf für den technischen Betrieb sicherzustellen, wird nach dem Bundesvergabegesetz eine externe Unterstützung ausgeschrieben", ließ die KAV-Generaldirektion mitteilen. Die kurzfristig entschiedene Auslagerung von Technikbereichen an ausgebildete, teure Spezialisten wird zusätzliche Kosten verursachen. Schließlich ist die Stadt auf diese Mitarbeiter angewiesen, wenn nicht weitere zeitliche Verzögerungen Realität werden sollen. Der Verhandlungsspielraum der Stadt ist dementsprechend eingeschränkt. Der KAV verweist aber darauf, dass aktuell "alle Führungspositionen" in der technischen Direktion besetzt sind, pro Fachbereich gebe es "mindestens zwei AnsprechpartnerInnen".

KAV-Direktor Herwig Wetzlinger sagte dem STANDARD, dass der Zeitplan zur Eröffnung des Spitals nicht gefährdet sei. Gerade die Ausschreibung und die Beauftragung von externen Unternehmen sei eine Maßnahme, um diesen Fahrplan sicherzustellen. Der Zukauf von externer Leistung sei aber naturgemäß teurer als eigenes Personal, räumte Wetzlinger ein.

Die Ausschreibung beginne in den nächsten Wochen und werde sechs bis neun Monate dauern. Auf externe Ressourcen müsse das Krankenhaus Nord "zwei bis drei Jahre" zurückgreifen, sagte Wetzlinger.

Fast 60 Technikmitarbeiter fehlen für Vollbetrieb

Der Bau des Krankenhauses ist laut dem Spitalsträger "nahezu fertig". Es werden noch Restbauarbeiten erledigt, die Mängelbehebung soll bis Oktober abgeschlossen sein. Parallel dazu wird aktuell "die EDV, die Informations- und Kommunikationstechnologie sowie die Medizintechnik abgewickelt". Die technische Inbetriebnahme samt Probebetrieb soll laut KAV-Plänen bis November 2018 abgeschlossen sein, die klinische Betriebssimulation im März 2019 beginnen. Dabei fehlen jetzt noch fast 60 Mitarbeiter in der technischen Direktion.

Übersiedlungspläne noch nicht fix

Verzögerungen gibt es auf einer weiteren Ebene: Die Pläne zur Übersiedlung von Spitälern und Abteilungen in das neue Krankenhaus Nord hätten bis Ende 2017 fertig sein sollen, hieß es im Vorjahr. Dieser Projektplan ist aber "derzeit und in den kommenden Monaten in Ausarbeitung", schrieb der KAV in einer Stellungnahme. Das Ziel sei, den Vollbetrieb in kurzer Zeit zu ermöglichen. Von der ersten geplanten Behandlung eines Patienten im Juni 2019 und dem Erreichen des Vollbetriebs im September sollen nur drei Monate vergehen.

Mit der Eröffnung des neuen Krankenhauses sollen drei Standorte (Semmelweis-Frauenklinik, Krankenhaus Floridsdorf und Orthopädisches Krankenhaus Gersthof) komplett geschlossen und in das neue Spital integriert werden. Dazu kommen Abteilungen des Krankenhauses Hietzing und des Otto-Wagner-Spitals. (David Krutzler, 13.2.2018)