Das Espresso-Instrument am Very Large Telescope in Chile hat zum ersten Mal das kombinierte Licht aller vier 8,2-Meter-Hauptteleskope nutzbar gemacht.

Illustr.: ESO/L. Calçada

Genf/Santiago de Chile – Vor einigen Monaten wurde ein neues hochauflösendes Instrument am Very Large Telescope (VLT) in Chile installiert. Das Gerät mit der Bezeichnung Espresso kombinierte in der Nacht vom 3. auf den 4. Februar nun erstmals das Licht der vier Hauptteleskope des VLT und erreichte damit die enorme Lichtsammelstärke eines 16-Meter-Teleskops.

Größtes optisches Teleskop der Erde

Damit gilt das VLT bezüglich seiner Oberfläche als das weltweit größte optische Teleskop, wie die Universität Genf am Dienstag mitteilte. Dank Espresso kann das Großteleskop nun auch schwach leuchtende Objekte besser sichtbar machen. Das Gerät ermöglicht es zudem, das Licht eines der vier Teleskope separat einzufangen. Dadurch ergeben sich flexiblere Nutzungsmöglichkeiten.

Der ESO-Generaldirektor Xavier Barcons gab vom Kontrollraum des VLT aus das Startzeichen für die erste Beobachtung mit Espresso. "Es war ein magischer Moment", meinte Espresso-Projektleiter Francesco Pepe vom Genfer Observatorium. "Wir haben einen Traum realisiert, den visionäre Forscher schon vor Jahrzehnten träumten", so der Wissenschafter.

Suche nach erdähnlichen Exoplaneten

Dank Espresso, das in Zusammenarbeit mit Forschenden aus der Schweiz, Italien, Portugal und Spanien entwickelt wurde, sollen erdähnliche Exoplaneten in fernen Sonnensystemen erforscht werden. Außerdem soll das Instrument helfen, sensible Messungen von grundlegenden physikalischen Konstanten im Universum vorzunehmen und zu untersuchen, ob es im Lauf der Zeit Veränderungen gab. Espresso soll dafür etwa die Beobachtung sogenannter Quasare ermöglichen. Das sind Kerne aktiver Galaxien, die sehr weit entfernt sind.

Die Bündelung der vier Lichtquellen in einem Instrument ist auch ein weiterer Schritt in Richtung Riesenteleskop, das die ESO in der Atacama-Wüste errichtet. Das Extremely Large Telescope mit einem Durchmesser von 40 Metern soll 2024 den Betrieb aufnehmen. (APA, red, 14.2.2018)