Christoph Peschek (34) will von Schalke lernen.

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Wien – Rapid hat sich mit der Strafe prinzipiell abgefunden. Der Senat 1 der Bundesliga hat am Montagabend nach den Vorfällen im Derby am 4. Februar im Allianz-Stadion ein Urteil gesprochen: 100.000 Euro Pönale (zweimal 25.000 für das Werfen von Gegenständen, 45.000 für jene zwei Flitzer, die in der Nachspielzeit aufs Feld liefen und einen Angriff der Austria stoppten, 5.000 für das Zünden unerlaubter Pyrotechnik). Zudem werden für ein Heimspiel im Allianz-Stadion die Tribünen hinter den Toren und einige Sektoren an den beiden Längsseiten gesperrt. Das Fassungsvermögen von rund 27.000 Zuschauern schrumpft auf 8.000.

Somit ist auszuschließen, dass sich die verhaltensauffälligen Fans vom Block West an anderer Stelle bündeln können. Eine Sperre für eine weitere Partie wurde bedingt auf zwölf Monate ausgesprochen. Wirtschaftsvorstand Christoph Peschek sagte am Dienstag dem Standard: "Es war uns klar, dass es eine harte Strafe gibt." Trotzdem werde man höchstwahrscheinlich berufen. Die 100.000 Euro sind übrigens mindestens 200.000, schließlich fallen die Einnahmen aus dem Ticketverkauf weg.

Beratung und Gedankenaustausch

Aufgrund von Einspruchsfristen sind die Partien am Samstag gegen Sturm Graz und jene gegen den LASK (24. Februar) nicht betroffen. Die Sperre wird frühestens beim Besuch des WAC (17 März) schlagend. Peschek hofft auf Einsicht der Fans, ein Umdenken müsse stattfinden. "Spätestens jetzt sollen alle verstanden haben, dass es so nicht weitergehen kann. Sie schaden dem Verein. Die rote Linie ist überschritten." In der nächsten Woche kommen Thomas Kirschner, der Fanbeauftragte von Schalke, und Bernhard Häusler, der Ex-Präsident des FC Basel, nach Wien, um Rapid zu beraten. Peschek: "Ein Gedankenaustausch, wir wollen lernen und besser werden."

Ob sich der Block West verselbstständigt und die Macht übernommen hat, den Klubverantwortlichen auf den Kopf scheißt? Peschek antwortet mit "Nein". Ebenso streitet er ab, den Ultras zu lange in den Hintern gekrochen zu sein. Man könne nur wiederholen, "dass Gewalt, Rassismus, Antisemitismus, Homophobie nicht sein dürfen, mit unserem Leitbild unvereinbar sind".

"Verrohung"

Fußball, sagt Peschek, sei ein Spiegelbild der Gesellschaft. "Es ist teilweise eine Verrohung feststellbar." Rapid besitze eben die weitaus größte Fanschar in Österreich. "Und da werden dann die negativen Vorfälle intensiver wahrgenommen. Aber wir sind uns unserer Verantwortung bewusst. Noch härtere Strafen werden ohne vernünftige Begleitmaßnahmen kein Allheilmittel sein. Es ist jedoch alternativlos, dass wir Regressforderungen an die identifizierten Täter stellen."

Wie man aus dem Schlamassel rauskommt? Peschek: "Durch Zusammenhalten. Wir dürfen den Kopf nicht in den Sand stecken, müssen nach vorn schauen." Die sportliche Lage diene leider auch nicht dazu, die Lage zu beruhigen. Rapid hat seit zehn Jahren keinen Titel geholt, liegt momentan an dritter Stelle, hat die Admira und den LASK im Nacken. Der Rückstand auf Spitzenreiter Salzburg beträgt 14 Zähler. Peschek: "Sportlicher Erfolg ist immer hilfreich." (Christian Hackl, 13.2.2018)