Amazon testet längst intensiv. Doch ob und wie Paketdrohnen kommen werden, ist noch unklar.

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Livermore – Bei Amazon und anderen Firmen laufen längst Vorbereitungen dafür. Wie energieeffizient ist aber die Zustellung von Drohnen? US-Forscher um Joshuah Stolaroff (Lawrence Livermore National Laboratory) haben die Drohnenlieferung mit der Zustellung durch konventionelle Fahrzeuge hinsichtlich des Energieverbrauchs verglichen. Sie kommen im Fachblatt "Nature Communications" zum Schluss, dass Drohnen bei der Lieferung von leichten Paketen (bis 0,5 kg) weniger Energie verbrauchen und weniger Emissionen erzeugen. Jedoch könnte der höhere Infrastrukturaufwand diesen Vorteil minimieren oder in sein Gegenteil umkehren..

Unabhängige Fachexperten, die zur Studie befragt wurden, sind sich freilich nicht so sicher, ob der Drohnenzustellung tatsächlich eine große Zukunft bevorsteht. Verkehrslogistiker Sebastian Stütz (Fraunhofer-Institut für Materialfluss und Logistik) gibt zu bedenken, dass nach der Logik der Studie in einer Stadt wie Hamburg (oder Wien) von vier bis fünf innerstädtischen Hubs aus alle Business-to-Consumer-Sendungen täglich mit 150.000 Drohnenflügen zugestellt werden müssten.

Fehlende Akzeptanz?

"Die breite gesellschaftliche Akzeptanz eines solchen Transportsystems darf bezweifelt werden", so Stütz. Darüber hinaus würde die aktuell praktizierte Paketlogistik nicht nur aus Zustellung an Endempfänger bestehen. "Paketdienste nutzen gezielt Synergien, auf einer Fahrzeugtour Privatpersonen wie Unternehmen gleichermaßen zu bedienen."

Ähnlich kritisch sieht Stefan Levedag, Direktor des Instituts für Flugsystemtechnik am Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt den Einsatz von Paketdrohnen. SIe US-Studienautoren würden unterstellen, dass eine Zulieferung durch eine Drohne genauso möglich ist, wie durch einen menschlichen Fahrer zum Beispiel durch UPS. "Das ist jedoch unrealistisch. Ein menschlicher Fahrer kann bei (fast) jedem Wetter an jede Adresse liefern, eine Drohne nur sehr eingeschränkt, beispielsweise bei starkem Wind, Regen, Schnee oder Dunkelheit." Energievergleiche seien daher mit großer Vorsicht zu genießen.

Unrealistisches Szenario

Levedag hält dien letzten Kilometer der Zulieferung von Paketen nicht für ein realistisches Szenario, sondern eher die Zulieferung an dezentrale Verteilungszentren, wobei hier die mangelnde Reichweite der kleinen Fluggeräte ein Problem ist. Zudem warnt er davor, dass ein Frachttransport über dicht besiedeltem Gebiet womöglich inakzeptabel sein wird. "Es wird zu Abstürzen und Verletzten und Toten kommen, die Politik wird aktiv werden müssen." Dadurch würden aber wieder die Anforderungen an die Sicherheit erhöht – mit erheblichen Folgen für den Betriebsaufwand und die Plattformkosten. (tasch, 16.2.2018)