Während in Österreich noch immer über die Darmkrebs-Vorsorgeuntersuchung (Koloskopie) gestritten wird und ein flächendeckendes Programm dazu fehlt, ist Deutschland mit Anfang des Jahres einen Schritt weiter gegangen: Für Männer über 65 Jahren wird einmalig eine Ultraschall-Screeninguntersuchung auf ein Bauchaortenaneurysma von den Krankenkassen bezahlt.

An einem solchen Aneurysma erkranken etwa vier bis acht Prozent aller Männer über 65 Jahren, heißt es von der Deutschen Gesellschaft für Ultraschall in der Medizin (DEGUM). Männer in diesem Alter weisen ein erhöhtes Risiko für diese gefährliche und häufig unerkannte Erkrankung auf. Die Fachgesellschaft fordert jedoch, auch Frauen sowie Patienten ab 55 Jahren mit einem besonderen Risikoprofil – Diabetes, Bluthochdruck, Fettstoffwechselerkrankung, Arteriosklerose oder Rauchen – einzubeziehen. Die Früherkennung sei ausschlaggebend dafür, ob der Patient diesen Vorfall überlebe. Denn bei einer Aussackung des größten arteriellen Blutgefäßes im Bauchraum bleibt der Patient zunächst meist beschwerdefrei.

"Wenn die Bauchaorta infolge der Aussackung reißt, kann der Betroffene innerhalb kürzester Zeit verbluten", warnt Thomas Fischer, Leiter des Interdisziplinären Ultraschall-Zentrums des Instituts für Radiologie am MedUni-Campus Charité Berlin-Mitte. Zu Silvester 2006 starb an einer solchen Akuterkrankung die damalige österreichische Innenministerin Liese Prokop (ÖVP).

Gefäßverschlüsse in den Beinen

Untersuchungen zeigen, dass nur etwa zehn Prozent der Patienten mit einem Riss in der Bauchaorta lebend im Krankenhaus ankommen. "Ein anderes Risiko besteht darin, dass infolge der Gefäßvergrößerung ein Blutgerinnsel zu Gefäßverschlüssen in den Beinen führen kann", so Fischer.

Aufgrund dieser Gefahrensituation für viele Patienten ist die DEGUM froh über die Entscheidung, Männern über 65 eine Früherkennungsuntersuchung per Ultraschall zu gewähren. Im Zuge dessen könne ein Bauchaortenaneurysma schnell erkannt und operativ behandelt werden, um gefährliche Folgeschäden zu vermeiden. Dies kann vor allem per Einsatz einer Gefäßprothese erfolgen. In rund 70 Prozent der Fälle ist das ohne Operation und per Katheter-Intervention möglich.

Das Screening soll im Rahmen der deutschen Gesundheitsuntersuchung "Check-up 35" einmalig erfolgen. Dies dürfen Hausärzte, Urologen, Internisten mit und ohne Schwerpunkt, Chirurgen und Radiologen durchführen. Auf Ärzteseite notwendig ist eine entsprechende Qualifikation für die Ultraschall-Untersuchungen. (APA, red, 15.2.2018)