Dreist, illoyal und unfair: Diese Adjektive fielen der Oberösterreichischen Wirtschaftskammer zu den zwölf Mitarbeitern eines Mühlviertler Betriebs ein, die sich gleichzeitig krankschreiben ließen. Zehn von ihnen wurden gekündigt, zwei sind freiwillig gegangen.

Schreiben Ärzte also auch Gesunde krank? Das lässt sich nicht mit Zahlen belegen. Fest steht aber, dass die Österreicher immer seltener in den Krankenstand gehen. 1980 fielen pro Kopf noch 17,4 Krankenstandstage an, 2016 waren es durchschnittlich nur mehr 12,5 Tage.

Weniger Fehlzeiten bedeuten aber nicht unbedingt weniger Kranke. Am Arbeitsplatz ist Präsentismus noch immer Gold wert, Sorgen um Status- oder Arbeitsplatzverlust kommen hinzu, und schon schleppt man sich hustend in die Arbeit oder hütet nur kurz das Bett. Dass es freilich auch jene gibt, die aus Antriebslosigkeit blaumachen, tut diesem Trend keinen Abbruch.

Bei den betroffenen Mitarbeitern dürften andere Gründe vorliegen: Ihnen wurde zuvor angeordnet, Überstunden wegen guter Auftragslage zu leisten. Die kollektive Aktion der Mitarbeiter lässt vermuten, dass das nicht zum ersten Mal geschah, immerhin setzten sie damit ihre Jobs aufs Spiel. Sollten die Mitarbeiter also tatsächlich über längere Zeit überbelastet gewesen sein, vielleicht unter schlechtem Betriebsklima gelitten haben, so gibt es gute Gründe für einen Arzt, einen Krankenstand zu bewilligen. (Lara Hagen, 14.2.2018)