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Eine Ölpalmenplantage auf Sumatra in Indonesien: Die weltweite Nachfrage nach Palmöl ist groß.

Foto: REUTERS/Beawiharta

Wien – Es ist günstig und vielseitig einsetzbar: Palmöl steckt in Speisen, Kosmetik und Biokraftstoffen. Wirtschaftlich ist das Öl interessant, da eine Tonne aktuell rund 520 Euro kostet. Kokosöl kostet je nach Kursentwicklung mehr als das Doppelte bis das Dreifache. Doch Konsumenten lehnen das billige Fett immer häufiger ab, da vermehrt Menschenrechtsverletzungen und Umweltzerstörung beim Anbau in Ländern wie Indonesien ans Tageslicht kommen.

Gerade für Biomarken wird es immer schwieriger, den Einsatz von Palmfett zu rechtfertigen. In Österreich will ab sofort zum Beispiel Ja Natürlich, eine Eigenmarke des Lebensmittelkonzerns Rewe International, auf Palmöl verzichten und laut eigenen Angaben vor allem auf Sonnenblumenöl setzen. Die Umstellung umfasse knapp 20 Produkte.

Die Herstellung von Palmöl für den Massenkonsum ist kaum nachhaltig zu gestalten. Der Verbrauch ist enorm. "Seit 1990 wurde ein Viertel der Wälder Indonesiens zerstört – 31 Millionen Hektar, eine Fläche fast so groß wie Deutschland", sagt Greenpeace-Waldsprecher Lukas Meus.

Kaum Nachhaltigkeit möglich

Zwar gibt es seit 2004 den vom WWF und der Palmölindustrie gegründeten runden Tisch für nachhaltiges Palmöl (RSPO). Dessen Kriterien seien aber viel zu schwach, sagt Meus und nennt einige Kritikpunkte: "Schützenswerte Wälder dürfen gerodet, Pestizide eingesetzt werden. Die Trockenlegung und Umwandlung von Torfböden ist erlaubt, obwohl sie wichtige Kohlenstoffspeicher sind und somit einen essenziellen Beitrag zum Klimaschutz leisten."

Die Unternehmen verpflichten sich zudem nur auf freiwilliger Basis. Untersuchungen würden zeigen, dass Konzerne oft nicht einmal die schwachen Standards umsetzen, sagt Meus.

Nicht nur die Biolebensmittelbranche sucht zum Teil nach Alternativen. Dem Einsatz als sogenannten Biokraftstoff will das EU-Parlament einen Riegel vorschieben. Es schade der Umwelt und helfe nicht dabei, die Ziele des Klimaabkommens zu erreichen. Mitte Jänner stimmten die Parlamentarier über die EU-weite Erneuerbare-Energie-Richtlinie bis 2030 ab und sprachen sich dafür aus, dass Biodiesel aus Palmöl ab 2021 nicht mehr als erneuerbarer Treibstoff deklariert werden darf. Ein ambitioniertes Ziel, denn bislang wird rund ein Drittel des in der EU verbrauchten Biodiesels aus importiertem Palmöl gewonnen.

Laut einer Studie von Transport and Environment, einer Dachorganisation von europäischen NGOs aus dem nachhaltigen Verkehrsbereich, entstehen durch Palmölkraftstoffe zudem dreimal so hohe Treibhausgasemissionen wie durch fossile Brennstoffe.

Staaten protestieren gegen EU-Pläne

Die beiden größten Palmölhersteller der Welt sind Indonesien und Malaysia. Von den jährlich mehr als 60 Millionen Tonnen Pflanzenöl werden dort mehr als 80 Prozent produziert. In diesen Ländern sorgten die Pläne des EU-Parlaments für Unmut.

Für den grünen EU-Abgeordneten Thomas Waitz, der sich für den Bann starkgemacht hat, gilt das Argument des Arbeitsplatzverlusts nicht, da vor allem einige wenige Plantagenbesitzer und Konzerne profitieren würden. Die Plantagenarbeiter hätten vorher oft von Subsistenzwirtschaft für den eigenen Bedarf gelebt. Das scheine aber in keiner Arbeitsplatzstatistik auf. "Sobald sie aber Lohnarbeiter sind, ist statistisch ein Job entstanden. Nur Lebensqualität und Einkommen sind runtergegangen, und die Abhängigkeit ist massiv gestiegen", sagt Waitz. (july, 15.2.2018)