Verteidigungsminister Mario Kunasek (FPÖ) will nun erneut "ergebnisoffen" die Zukunft des Eurofighter (Mitte) bewerten lassen.

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Wien – Exakt ein Jahr nachdem der damalige Verteidigungsminister Hans Peter Doskozil (SPÖ) einen möglichen Eurofighter-Ausstieg in die Wege geleitet hat, heißt es nun zurück an den Start: Am Donnerstag verkündete sein Nachfolger Mario Kunasek (FPÖ), dass von einer neuen Kommission bis zur Jahresmitte "ergebnisoffen" alle möglichen Varianten für die künftige Luftraumüberwachung geprüft werden – erst dann wird der Minister der türkis-blauen Regierung einen entsprechenden Vorschlag unterbreiten.

Beitrag aus der ZiB um 13 Uhr
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Die Ergebnisse von Doskozils Soko werden zwar bei den weiteren Berechnungen einfließen, doch mittlerweile liegen neue Angebote vor, wie es hieß. Im Detail geht es für den Fall einer Neubeschaffung von Abfangjägern um genauere Kostenangaben aus Schweden und den USA, wo der Gripen beziehungsweise die F-16 hergestellt werden. Dazu sollen auch die Kosten für entsprechende Infrastrukturaufwendungen und Pilotenausbildungen ausgelotet werden. Was die Eurofighter betrifft, hat es inzwischen ein Flatrate-Angebot für die relativ hohen Betriebskosten für die nächsten zehn Jahre gegeben, aber auch informelle Angebote zu den Wartungskosten von den Herstellernationen Italien und Großbritannien, die wie Österreich ebenfalls die Tranche 1 betreiben.

Alte Jets, neue Probleme

Hintergrund: Ab sofort werden für alle Varianten 20-, 30- und 40-jährige Systemlebenszyklen berechnet. Derzeit wird der Luftraum von 15 Eurofightern der Tranche 1 sowie von zwölf Saab 105 überwacht, die jedoch 2020, weil schon fünf Jahrzehnte in Betrieb, ersetzt werden müssen. Karl Gruber, Chef der Luftstreitkräfte, führte aus, welche Probleme bei einem Festhalten an den Eurofightern in den nächsten Jahren auf die Republik zukommen könnten: Einerseits seien sehr viele Komponenten auszutauschen, andererseits enthalte der heimische Eurofighter nicht alle Komponenten, die es benötige – wie etwa ein System, das es ermögliche, andere Flugzeuge bei Nacht zu identifizieren oder eine Allwetterlenkwaffe. Bekanntlich hat all das Kunaseks Vorvorvorgänger Norbert Darabos (SPÖ) abbestellt.

Die Doskozil-Kommission empfahl daher, entweder die Eurofighterflotte mit 15 Einsitzern entsprechend nachzurüsten und drei Doppelsitzer desselben Typs für Übungsflüge anzuschaffen – oder eben den Kauf einer völlig neuen Abfangjägerflotte, wofür sich der rote Verteidigungsminister dann im Sommer 2017 entschieden hatte.

Wiedergutmachung gefordert

Parallel zu Kunaseks Kommission läuft nun freilich das Strafverfahren gegen Hersteller Airbus weiter. Unter anderem wegen damaliger Lieferunfähigkeit der Tranche 2 fordert die Republik vom Jet-Hersteller Wiedergutmachung. Vor einem Jahr hat das Verteidigungsministerium wegen des Verdachts auf betrügerische Handlungen Betrugsanzeige eingebracht – auch, weil man sich durch "arglistige Täuschungshandlungen" geschädigt sieht, was mit jedenfalls 183,4 Millionen und bis zu 1,1 Milliarden Euro beziffert wurde.

Dass die Staatsanwaltschaft München erst vor wenigen Tagen das seit Jahren laufende Schmiergeldverfahren gegen Airbus wegen des Eurofighter-Verkaufs an Österreich gegen ein Bußgeld von 81 Millionen Euro wegen fahrlässiger Aufsichtspflichtverletzung eingestellt hat, wertet der Präsident der Finanzprokuratur, Wolfgang Peschorn, als Eingeständnis der Firma. Airbus habe sein Aufsichtsversagen eingeräumt – und dieses Eingeständnis werde in Österreich entsprechend gewürdigt werden, ist er überzeugt.

Die laufenden Korruptionsermittlungen bei Airbus haben die US-Behörden auf den Plan gerufen. Die USA hätten Informationen im Zusammenhang mit den Untersuchungen der französischen Finanzpolizei PNF und der britischen Sonderermittlungsbehörde SFO angefordert, räumte der europäische Flugzeugbauer laut APA im Geschäftsbericht am Donnerstag ein. Der Fall könnte auch US-Recht verletzen.

Bei den Ermittlungen wegen möglichen Betrugs, Bestechung und Vorteilsnahme geht es um den Einsatz von Mittelsmännern beim Verkauf von Verkehrsflugzeugen. Die österreichische Justiz hatte bereits im vergangenen Jahr Unterlagen zu der Korruptionsaffäre an das US-Justizministerium weitergeleitet. Dabei ging es um – grundsätzlich legale – Gegengeschäfte zu dem milliardenschweren Eurofighter-Auftrag der Regierung. (Nina Weißensteiner, 15.2.2018)