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Matthias Mayer hat nach der Enttäuschung in der Abfahrt die nächste olympische Sternstunde erlebt.

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Vom Start weg hatte Mayer viel Tempo drauf.

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Ein großer Schritt.

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Fühlt sich gut an.

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Gold.

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Pyeongchang/Jeongseon – Da saß er im Schnee, kämpfte mit den Tränen und weihte Gratulant Christof Innerhofer ("Ich vergönn es dir") in seine Gefühlswelt ein. "Das gibt's doch nicht. Ich kann doch nicht zweimal Olympiasieger werden", sagte Matthias Mayer zum Italiener, als fast schon feststand, dass er gekonnt hatte.

Genau 20 Jahre nach Hermann Maier, der wie Matthias Mayer drei Tage vor dem Triumph bei einem Sturz großes Glück gehabt hatte. Der eine hatte sich 1998 in der Abfahrt von Nagano nicht das Genick gebrochen, sondern nur schwere Prellungen erlitten, der andere war im Kombislalom von Pyeongchang beim Crash mit einem in der Piste steckenden Erdbohrer mit einem Bluterguss am Gesäß davongekommen. "Es muss sicher nicht die Regel sein, um einen Olympia-Super-G zu gewinnen, aber wenn es so ist, dann ist es auch gut", sagte der erste zweite einschlägige Olympionike aus Österreich. Da hatte sich Mayer schon längst wieder gefangen. Den Dank an die Trainer und Betreuer, "vor allem für die letzten Tage", brachte er schon über den Funk, ohne besonders schlucken zu müssen.

Seine Olympiasiege, jener in der Abfahrt von Sotschi vor vier Jahren und der vom Freitag, hätten beim Mann aus Afritz bei Villach nicht unterschiedlicher ankommen können. Nach Russland war er als noch siegloser Hoffnungsträger gereist, vom Erfolg dementsprechend erwischt und auf einer Welle der Euphorie davongetragen worden. Nach Pyeongchang kam ein nicht nur zwangsläufig durch das Plus an Jahren reiferer Mayer, der bei vier Siegen im Weltcup hält. Der bisher letzte, 2017 im Super-G von Kitzbühel, war zugleich der Comebackerfolg nach im Dezember 2015 bei einem Abfahrtssturz in Gröden erlittenen schweren Wirbelverletzungen, die damals seine Saison beendeten. "Dass ich mich so zurückgearbeitet habe, das hat mich auch ein bisschen geerdet", sagte Mayer, der im Weltcup mehr mittelmäßige als sehr gute Resultate erzielte, auch in der Olympiasaison, in der aber bisher immerhin ein zweiter Rang und drei dritte Plätze die Ausreißer nach oben waren.

Dennoch kam der Erfolg auf der eigenwilligen Piste in Jeongseon nicht von ungefähr. "Ich wusste, ich bin im Super-G schnell, und ich wusste schon, bevor ich hierher gefahren bin, dass mir die Strecke liegt." Die Verletzung im Kombislalom war nur ein kleiner Dämpfer, der Start in der Abfahrt mehr Mutmacher als Risiko. "Während des Fahrens hatte ich keine Schmerzen, da schaltet man das weg. Und es ist ja nicht so, als ob ich mir meinen Fuß gebrochen hätte. Aber das tut schon ein bisschen weh." Mit Lymphdrainage, Topfen- und Eispackungen, Massagen und osteopathischen Behandlungen wurde Mayer rennreif gemacht. "Ich bin mehr auf der Therapieliege gelegen, als ich gestanden bin."

Der einzige Abfahrts- und Super-G-Olympiasieger neben dem Norweger Aksel Lund Svindal ist nicht der Mann der großen Feiern, weshalb ihm abzunehmen ist, dass er den Triumph kurzzeitig auch fürchtete. "Ich habe wirklich ein bisschen Angst vor den nächsten zwei Wochen. Ich bin mir gar nicht sicher, ob ich das noch einmal gewinnen wollte, ein Medaillerl hätte schon gereicht." So eine wie die Silberne seines Vaters Helmut Mayer, geholt im allerersten olympischen Super-G 1988 in Calgary. "Die habe ich mein ganzes Leben lang im Wohnzimmer gesehen. Ich bin glücklich, dass ich nun meine eigene habe." (Sigi Lützow aus Pyeongchang, 16.2.2018)

Reaktionen

Matthias Mayer (Olympiasieger): "Ich wollt einfach eine gute Fahrt zeigen. Unglaublich! Ich bin eigentlich genau so gefahren, wie ich es im Training eingeübt habe. Es ist mir gut aufgegangen. Ich bin über den Zielsprung rüber und habe mir gedacht, so, das könnte jetzt die Goldfahrt gewesen sein. Dann habe ich grün gesehen und nur noch gejubelt. Nach dem Crash im Slalom der neunte Platz in der Abfahrt, der war schon enttäuschend. In erster Linie möchte ich meinen Physiotherapeuten und dem ganzen Trainerteam danken. Die ganze Gruppe, wir sind ein Superteam. Meiner Familie natürlich an erster Stelle. Ein großartiger Tag."

Beat Feuz (Silber): "Für Matthias ist das verdient. Ich war am Start lockerer, gelöst durch die Medaille (Abfahrts-Bronze, Anm.). Der Druck war weg. Für mich ist die Abfahrt meine Paradedisziplin, das wird sie auch bleiben. Aber es schön, auch im Super-G etwas abzuräumen, und ich kann sagen, das war mein Maximum. Und schön, dass auch einmal ein anderer als ein Norweger auf dem Siegespodest mit mir steht."

Andreas Puelacher (ÖSV-Cheftrainer Herren): "Es ist wirklich eine emotionale Geschichte, vor allem weil die Norweger wie immer gut gefahren sind. Heute haben wir das Glück, dass der Wind erst nach unseren Läufern gekommen ist, darum sind wir auch dabei. Unten ist er wirklich perfekt gefahren, da hat er gezeigt, was er wirklich kann. Mich freut es wirklich für diesen Burschen. Er lässt sich nicht rausbringen, er zieht sein Ding durch, er hat einen Plan, daran hält er fest. Er hat sich auch von gestern nicht rausbringen lassen. Er hat es heute perfekt umgesetzt. Den Plan, den er gehabt hat, ist aufgegangen. Ich bin wirklich glücklich. Ich freue mich, dass er gewonnen hat, jetzt machen wir eine kleine Feier, und dann geht es schon weiter mit den nächsten Bewerben."

Kjetil Jansrud (Bronze): "Ich habe gewusst, dass es eng werden kann. Das war mein Bauchgefühl. Das kann man aber leicht akzeptieren. Entweder man fährt perfekt oder man hat Kleinigkeiten drinnen, was nicht so optimal läuft. Daher freut es mich für Beat und Matthias. Matthias verdient es."

Aksel Lund Svindal (5.): "Ich bin logischerweise jetzt fertig mit der Olympiade. Heute ist es nicht so gegangen, wie ich mir es gewünscht habe. So ist das einfach. Ich und Kjetil haben gesagt, dass das nicht gut genug ist (ihre Fahrten, Anm.). Das (Mayers Sieg, Anm.) war verdient, weil wir sind nicht gut gefahren."

Vincent Kriechmayr (6.): "Ich habe mit Nummer eins Peter Fill gesehen, der hat Probleme gehabt. Es war zu wenig von mir. Zu 100 Prozent bin ich nicht zufrieden. Ich bin zwei Sprünge mit zu viel Vorsicht gefahren. Im Mittelteil habe ich die Linie ein bisschen verloren."

Hannes Reichelt (11.)"Ich bin eher rätselnd. Sicher habe ich einen Fehler gehabt. Das tut ganz schön weh, vor allem, wenn man im Training mithält. Mit der Nummer, wie ich es mache, ist es nicht richtig. Ich glaube, dass das Glück auch wieder zurückkommt. Gratulation an Mothl (Mayer, Anm.). Alle vier Jahre gewinnt er etwas bei Olympia."

Max Franz (17.): "Das hat nicht funktioniert. Von gestern (Abfahrt, Anm.) hatte ich ein bisschen Wut im Bauch, ich wollte es besser machen. Dass ich den Ski auf Zug bringe, hat überhaupt nicht funktioniert. Gestern habe ich mich reingehängt, heute umso mehr. Der Schuss ist nach hinten losgegangen. Sehr geil (Mayer-Sieg, Anm.). Es freut mich auf jeden Fall für ihn. Vor zwei Tagen haut es ihn da auf den Arsch. Richtig cool, dass er es so sauber heruntergebracht hat."

Marcel Hirscher (Kombi-Olympiasieger): "Sensationell. Man hat schon in den Abfahrtstrainings gesehen, wenn er keine Fehler macht, kann er die Abfahrt genauso gewinnen. Dann ist der blöde Kombisturz dazwischengekommen. Wir haben immer gesagt, Mothe musst du auf der Rechnung haben, es ist Olympia. Man merkt es direkt bei dem Typen. Da sind ein paar PS mehr drauf, wenn Olympia ist. Dementsprechend Chapeau und Hut ab, Doppel-Olympiasieger, mega. Das ist schon eine wahnsinnig klasse Geschichte."

Manuel Feller: "Unglaublich! Ob das Druck von uns wegnimmt, glaube ich eher nicht. Manche Leute erwarten sich dann, dass das so weitergeht. Es ist ein Einzelsport. Man freut sich natürlich mit seinen Teamkollegen mit, aber grundsätzlich muss sich jeder auf sein eigenes Rennen konzentrieren und schauen, dass er seine sieben Sachen 'beinander' hat. Ob die jetzt null Medaillen oder fünfzehn vor uns machen, sollte und muss uns egal sein."

Christian Hirschbühl: "Gratulation von meiner Seite. Vor vier Jahren Abfahrts-Gold, jetzt Super-G-Gold, was will er mehr."

Ergebnisse – Super-G Herren:

1. Matthias Mayer (AUT) 1:24,44
2. Beat Feuz (SUI) 1:24,57 +0,13
3. Kjetil Jansrud (NOR) 1:24,62 +0,18
4. Blaise Giezendanner (FRA) 1:24,82 +0,38
5. Aksel Lund Svindal (NOR) 1:24,93 +0,49
6. Vincent Kriechmayr (AUT) 1:25,13 +0,69
7. Dominik Paris (ITA) 1:25,18 +0,74
8. Andreas Sander (GER) 1:25,21 +0,77
9. Dustin Cook (CAN) 1:25,23 +0,79
10. Bostjan Kline (SLO) 1:25,36 +0,92
11. Hannes Reichelt (AUT) 1:25,40 +0,96
17. Max Franz (AUT) 1:25,96 +1,52

Österreichs Olympia-Medaillengewinne im Super-G:

GOLD (2):
1998 Nagano: Hermann Maier
2018 Pyeongchang Matthias Mayer

SILBER (4):
1988 Calgary: Helmut Mayer
1998 Nagano: Hans Knauß
2002 Salt Lake City: Stephan Eberharter
2006 Turin/Sestriere: Hermann Maier

BRONZE (1):
2002 Salt Lake City: Andreas Schifferer

Steckbrief Matthias Mayer:

Geboren: 9. Juni 1990 in St. Veit an der Glan/Kärnten
Wohnort: Afritz am See/Kärnten
Größe/Gewicht 1,79 m/90 kg
Familienstand: ledig
Verein: SC Gerlitzen
Hobbys: Mountainbike, Sport, Freunde

Größte Erfolge:

Olympia (2-0-0):
Gold Abfahrt 2014 Sotschi
Gold Super-G 2018 Pyeongchang
6. Riesentorlauf 2014 Sotschi
9. Abfahrt 2018 Pyeongchang
13. Super-Kombination 2014 Sotschi

WM:
4. Super-G 2015 Vail/Beaver Creek
5. Super-G 2013 Schladming 2013

Weltcup: 4 Siege
Super-G
2017 Kitzbühel, Abfahrt und Super-G
2015 Saalbach

Abfahrt
2014 Lenzerheide