Wien – Die SUV-Erfolgsgeschichte besteht aus einer diffusen Gemengelage diverser Faktoren. Psychologie: Die Werbebotschaft von Natur und Abenteuer greift. Gruppendynamik: Alle fahren jetzt SUV, ich halt auch. Und: Ich sitze höher, habe besseren Überblick, fühle mich sicherer. Das logische Gegenargument, dass, wenn alle höher sitzen, wieder alle gleich hoch sitzen, verfängt nicht.

Wir machten den Rütteltest auf Höhenstraßen-Kopfsteinpflaster, mit dem Allrad-Karoq kann man aber auch Waldbauernbub spielen.
Foto: Andreas Stockinger

Demografie: Für die immer mehr immer älteren Menschen ist der SUV das passende Konzept. Man muss sich nicht bücken oder verrenken beim Einstieg. Warum kaufen dann aber auch Junge SUVs? Siehe Gruppendynamik. Ein reziprokes Verhalten zum Jugendkult, wo in die Jahre gekommene Menschen sich diesem Diktat mitunter hochnotpeinlich unterwerfen, statt in Würde zu altern.

Thema Allrad

Multitalente: Meist sind SUVs praktische Verwandlungskünstler, gerüstet für den Alltag mit Familie oder den Freizeitsport, man kriegt alles unter. Gut, das haben die Vans auch gekonnt. Aber: kein Hochbau. Dort steigt man flacher ein. Und Allrad hatten/haben nur wenige. Allrad wiederum ist immer weniger beim SUV ein Thema, je kleiner er dimensioniert ist, womit wir beim Karoq wären. Der ist nicht klein, nicht groß (wie der Kodiaq), sondern mittig, kompakt. Da kann man, muss man aber nicht Allrad haben – folgerichtig bietet Skoda für beide Zugänge was, 4x4 und Frontantrieb, 40 Prozent greifen derzeit bei uns zum Allrad.

Das Heck des Karoq.
Foto: Andreas Stockinger

Wir sind mit Allrad und 150-PS-Diesel unterwegs, kommen gerade noch trockenen Blechs vom Fotografieren zurück, ehe die schwarze Wolke sich entlädt, und treffen Otto B., Bildbearbeiter und immer autointeressiert, in der Garage.

"Das passt gut, den wollte ich eh immer schon selbst sehen. Ein Kumpel interessiert sich für den Karoq. Wartezeiten?" Motoren- und konstellationsabhängig zwischen einem und sieben bis acht Monaten. Otto nimmt Sitzprobe. "Erstaunlich, was Skoda in so wenigen Jahren geschafft hat." Und: "Dass VW das erlaubt." Na ja, wenn es funktioniert, keine Marke der anderen wehtut. Die Kunst der Positionierung beherrschen die Wolfsburger wie kein anderer Mehrmarkenkonzern. Oben Audi, knapp drunter VW, knapp drunter Skoda, knapp drunter Seat.

Wer hat uns da Steine in den Weg gelegt?
Foto: Andreas Stockinger

Wir zeigen ihm noch rasch das kleine Müllfach mit Sackerl im Türfach, die Gummischnur zum Fixieren von Parkscheinen, die Jausentische an den Sitzen, damit der Nachwuchs hinten fröhlich einschneiden kann und den Kofferraum mit den vielen Haken zum Zeugs-Bändigen. "Ja, dafür ist Skoda bekannt", resümiert er – "und wo ist der Schirm?" Wir müssen passen, Pan Tau's Markenzeichen ist im Karoq nicht an Bord.

Der helle Innenraum des Test-Karoq.
Foto: Andreas Stockinger

An Bord – und damit "Servus, Otto" – finden wir Anmutung auf hohem Niveau, Leder und Kunststoffe in stimmigem Design. Das Panoramaglasdach schafft luftige Atmosphäre, Platz gibt es reichlich, und hinsichtlich Vernetzung und Infotainment spielt der Karoq alle Stücke, die ein Auto heute offenbar spielen muss.

Alljahres-Kumpan

Im Fahrbetrieb gibt sich der Allradler mit 150-PS-Diesel als idealer Allwetter-Alljahreszeit-Kumpan, der Diesel mit SCR-Kat sorgt für temperamentvolles Vorankommen, die 6-Gang-Schaltung flutscht, aber da wir DSG-verwöhnt sind, vermissen wir dieses hier. Fahrwerk? Kommod und bequem. Da wagt man sich auch auf längere Strecken – vielleicht nicht bis zum Himalaja wie weiland der Yeti, zu den Alpen oder an Italiens Gestade aber jederzeit. (Andreas Stockinger, 23.2.2018)

Foto: Andreas Stockinger