Das steirische Start-up Drone Rescue Systems entwickelte einen Fallschirm für in Not geratene Drohnen. Das Jungunternehmen war an der Start-up-Schmiede im Hightechbereich, dem Grazer Science Park, angesiedelt.

Foto: Drohne Rescue Systems

Graz – So ganz entspricht der Grazer Science Park nicht der Realität, die in Filmen und Serien oft vorgegaukelt wird. In der Start-up-Schmiede gibt es kein Bällebad und keine Rutschen, um der Kreativität freien Lauf zu lassen. Dafür kleben bunte Post-its an den Wänden, auf dem Boden stehen Schlapfen, dazwischen eine Menge Pflanzen, Computer und technische Prototypen. Seit 15 Jahren begleitet das Forschungszentrum Jungunternehmen im Hightechbereich von der Idee bis zum Markteintritt.

Die Start-ups sind für 18 bis 24 Monate im Science Park angesiedelt, wo ihnen neben Räumlichkeiten auch Schulungen und ein Mentorenprogramm zur Verfügung stehen. "Die Gründer bringen die Idee, wir bauen mit Beratern ein valides Geschäftsmodell rundherum", erzählt Geschäftsführer Martin Mössler im Gespräch mit dem STANDARD. In Workshops und Einzelgesprächen wird vermittelt, wie eine Idee vorgestellt und verkauft wird und Investoren an Bord geholt werden.

Bisher sind aus dem von der TU Graz, der Karl-Franzens-Universität und der medizinischen Universität betriebenen Zentrum "weit über hundert Firmen" hervorgegangen, so Mössler. Die Rate wurde zuletzt gesteigert, momentan werden rund 20 Firmen pro Jahr "entwickelt".

Gründerrate weiterhin zu niedrig

Um in das Programm aufgenommen zu werden, müssen sich die Neounternehmer einem Auswahlverfahren stellen. Dabei stehe die Idee selbst nicht im alleinigen Fokus, meint der Geschäftsführer: "90 Prozent der tollen Ideen ertrinken aufgrund einer Schwäche im Team, oder weil sie falsch implementiert werden." Bei Erstgesprächen würde er deshalb besonders auf die Zusammenstellung und Atmosphäre in der Gruppe achten.

Neben dem Konzept und dem Team würde letztlich auch das Bauchgefühl mitentscheiden, wer in das Programm aufgenommen wird, sagt Mössler. Ein Augenmerk legt der Grazer, der unter anderem im Stab des ehemaligen Bundespräsidenten Heinz Fischer tätig war, auch auf das Genderverhältnis innerhalb der Teams. In Österreich sind weniger als zehn Prozent der Gründer weiblich, diese Rate sei "noch immer zu niedrig". Zum Vergleich: Im EU-Durchschnitt liegt die Rate bei knapp 15 Prozent. In Großbritannien ist der Frauenanteil unter Gründern mit rund einem Drittel besonders hoch.

Bei der Auswahl entscheidend sei außerdem die Kombination aus wirtschaftlichen Fähigkeiten und technischem Know-how im Team. Eine Idee könne noch so gut sein, wird sich aber ohne kaufmännischen Hintergrund nicht verkaufen, meint Mössler. Zentral sei auch die Frage, ob die Gründer den langen Atem haben – "allenfalls mit wenig Erfolg". Das gelingt nicht bei allen: 20 Prozent der Start-ups überleben nicht.

Über die restlichen 80 Prozent spricht Mössler mit sichtbarer Begeisterung. Er hat einige Jungunternehmer mit zum Erfolg begleitet. Zu den Alumni zählen etwa Sunnybag, die Taschen mit integrierten Solarpaneelen zum Aufladen von Smartphones verkaufen, oder Drone Rescue, ein Rettungssystem für Drohnen.

Raumfahrttechnologien

Im Science Park ist auch das Business Incubation Centre der Europäischen Raumfahrtbehörde Esa angesiedelt. Über dieses werden Jungfirmen unterstützt, Ideen basierend auf der Raumfahrttechnologie zu entwickeln, die "auch am Boden eine Anwendung finden", sagt Mössler. Dabei können rund zehn Unternehmen pro Jahr auf die Ressourcen der Esa zurückgreifen – von Algorithmen bis zum Logo.

Für die Entwicklung erster Prototypen und die Absicherung des geistigen Eigentums stehen den Esa-Start-ups 50.000 Euro zur Verfügung. Damit ist der Zuschuss mehr als doppelt so hoch wie jener, den Firmen im Rahmen des Science-Park-Programms erhalten. Insgesamt ist das Zentrum auf Zuschüsse städtischer, regionaler und nationaler Stellen angewiesen. Die in der Öffentlichkeit oft diskutierten fehlenden Fördermittel kann Mössler nicht ganz nachvollziehen: "Man kann zwar nie genug Kapital haben, aber das ist nicht das große Thema." Vielmehr würde es darum gehen, Menschen zu finden, die eine eigene Firma gründen möchten. "Risikokapitalgeber finden sich schon."

Damit bildet die Steiermark jedoch einen Sonderfall: In keiner anderen Region Europas ist laut Statistik Austria die Forschungs- und Entwicklungsquote höher. "Wir sind seit einem Jahr die Nummer eins", sagt Mössler. Laut dem Geschäftsführer sei es jedoch gerade in der Inkubationsphase wichtig, nicht zu viel Fokus auf das Risikokapital zu legen, das würde letztlich der Idee selbst schaden. (Nora Laufer, 17.2.2018)