Kogler schreibt seiner Partei ins Stammbuch: "Klassischer Klimaschutz und Umweltschutz, hier sind wir in der Schmuddelecke. Wir müssen aber auch die Kunst meistern, den Leuten zu erklären, was sie davon haben."

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Nicht nur Reden, auch so genannten "Fishbowls" – Kleingruppendiskussionen, in denen Grüne Politiker mit Aktivisten ihre Zukunftswünsche diskutieren konnten, gab es am Samstagnachmittag.

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Und ein Podium zur Zukunft der Partei.

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Die Wiener Grünen waren natürlich auch dabei: Unter anderem Sozialsprecherin Birgit Hebein und Vize-Bürgermeisterin Maria Vassilakou.

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Wien – Grünen-Bundessprecher Werner Kogler gab gleich zum Auftakt zu, wie desorientiert die Grünen nach der Wahlniederlage vom 15. Oktober des Vorjahres sind. Mit der Frage: "Wie legen wir das an?" eröffnete er am Samstagnachmittag den von der Grünen Bildungswerkstatt veranstalteten Kongress "Grüne Zukunft".

Beitrag aus der ZiB am Samstag.
ORF

Dieser Kongress ist als eine Art Neupositionierung, wenn nicht gar Neugründung der Grünen angelegt. Kogler ließ sich aus dem Publikum – "alle kenne ich noch nicht" – Themen für seinen Rede zurufen. Als das Stichwort "bedingungsloses Grundeinkommen" gerufen wird, gibt es erstmals Applaus.

Kogler weiß, dass diese und andere Fragen nicht automatisch konsensfähig sind – aber gerade die nicht konsensfähigen Themen aufs Tapet und zur Diskussion nach innen und außen zu bringen, das sei Aufgabe der Grünen: "Wir sind immer eine plurale Partei gewesen." Und wenn das mit der Diskussion funktioniere, dann werden am Ende, im Jahr 2019, "die neuen Grünen" stehen, wie Kogler als Ziel formuliert.

Historisches Versagen der Grünen

Wo die Grünen am meisten gebraucht werden, da hätten sie historisch versagt, sagt Kogler in Anspielung auf die Klimakrise. Und lässt sich willig von einer Teilnehmerin unterbrechen, die den "neuen Grünen" empfiehlt, eben nicht nur auf die Sachthemen, sondern auch auf die Menschlichkeit zu schauen. Kogler greift das auf und nennt "unseren Umgang mit den jungen Grünen und Pilz ... kein Ruhmesblatt".

Jetzt aber gehe es um die Zukunft. Jetzt sollten sie sich der ökologischen und sozialen Frage widmen.

Grüne Wurzeln

Der Obmann der Grünen Bildungswerkstatt, Andreas Novy, erinnerte an die Wurzeln der Partei: "Ökologie ist das Verhältnis zum Menschen zu seiner Umwelt. Unsere zentrale Aufgabe war immer schon, die soziale Frage mit der ökologischen zu verbinden. Die Grünen sind entstanden aus sozialen Bewegungen und haben ihre Anliegen in die politischen Prozesse hineingetragen. Wir Grünen sind eine Mosaikpartei."

Die neuen Grünen müssten offener sein – und gleichzeitig auch bündnisfähiger sein, auch und gerade aus der außerparlamentarischen Opposition heraus, sagt Kogler.

Systemfrage Katzenfutter

Und auch er geht auf die Wurzeln ein, aus denen die Grünen wachsen wollen, nennt "Freiheit, Gleichheit, Geschwisterlichkeit" aus der französischen Revolution und "Die Grenzen des Wachstums" von Dennis Meadows 1973. Er spricht von einem "Krieg gegen die Natur" und der Absurdität des agrarwirtschaftlichen Systems "wo einem dauernd das Kotzen kommen könnte, wenn man sich die Bilder anschaut". Das seien massive Systemfragen, die dahinter stecken, wenn damit geworben wird, dass Schnitzelfleisch billiger als Katzenfutter sein müsse.

Nun gehe es darum, dieses Problembewusstsein und die Lösungsvorschläge der Grünen an die Menschen zu bringen – da sei auch die Frage, wie wir es formulieren.

Bei der Globalisierung habe man gesehen, dass sie viel zu schnell geht, bei der Digitalisierung gehe es noch schneller – mitsamt den Auswirkungen für die Menschen in Österreich. Daher müsse man diese Prozesse politisch gestalten. Wenn man die Systemfrage radikal stelle, dann komme man zu Klimawende und Verkehrswende – die grüne Regierungsbeteiligung in Wien und Tirol habe zu verbilligtem öffentlichem Verkehr geführt, "da muss man sich mal umschauen in Europa, wo man sonst so etwas findet".

Ein bisserl Tagespolitik gab es auch: Dass die ÖVP die Partei der sozialen Kälte sei, "das wissen wir eh. Aber dass da auch noch braune Spuren in die Regierung kommen", war eine Formulierung, die Kogler viel Applaus brachte. Dann ging es in die so genannten "Fishbowls" – Kleingruppendiskussionen, in denen Grüne Politiker mit Aktivisten ihre Zukunftswünsche diskutieren konnten. (Verena Richter, Conrad Seidl, 17.2.2018)