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Eine Facebook-Werbung, die mit dem russischen Propaganda-Netzwerk verbunden wird. Das Bild wurde von dem U.S. House Intelligence Committee veröffentlicht.

Foto: AP/Jon Elswick

Der US-Sonderermittler Robert Mueller hat 13 Personen aus Russland angeklagt. Unter ihnen ist der russische Unternehmer Jewgeni Prigozhin, in russischen Medien oftmals als "Putins Koch" bezeichnet. Sein Unternehmen, die "Internet Research Agency", soll die Präsidentschaftswahlen in den USA 2016 in einer langfristigen Kampagne bewusst beeinflusst haben. Durch Propaganda soll der republikanische Präsident Donald Trump zur Wahl verholfen worden sein, während der Ruf der Demokratin Hillary Clintons erheblich geschädigt wurde.

Identitätsdiebstahl mit Sozialversicherungsnummer

Die Anklageschrift zeigt, wie ausgeklügelt die gefälschten Identitäten, die in dem "Informationskrieg" genutzt wurden, waren. Zumindest einige der Accounts hatten, wie The Verge berichtet, komplette Identitätsdiebstähle durchgeführt. Die Trolls hatten Sozialversicherungsnummern gestohlen und falsche Personas erstellt. Diese hatte sogar eigene Lichtbildausweise und Paypal-Konten. Wäre jemand also misstrauisch gewesen und hätte nachrecherchiert, hätte er aufgrund der Sozialversicherungsnummer sehr wohl viele Indizien gefunden, dass es sich um einen echten US-Bürger handelt.

Aufwändige Beschaffung

Um dies zu ermöglichen, half ein US-Amerikaner. Er soll laut der Anklageschrift den Russen Bankkontennummern verkauft haben. Ansonsten war die Beschaffung nicht besonders schwierig, aber aufwändig – Sozialversicherungsnummern sind im Darknet haufenweise verfügbar. Falsche US-Führerscheine sollen für unter 100 US-Dollar erworben werden können, wie The Verge schätzt. Und jegliche Geldaustäusche, die durchgeführt wurden, um Geld für politische Kampagnen in die USA zu bringen, waren gänzlich real. Die neuen Bankkonten, die hierfür notwendig waren, waren wohl am ehesten verdächtig – allerdings wurden sie alle mit realen Namen und realen Sozialversicherungsnummern erstellt, weswegen es schwierig gewesen wäre, sie als Fakes zu vermuten.

VPN

Auch die Internetaktvitäten wurden geschickt getarnt. Das erste, was Prigozhins Internet Research Agency in den USA getan haben soll, ist, eine VPN, ein virtuelles, privates Kommunikationsnetz, welches die eigentliche Herkunft tarnt, zu schaffen. Von Außen sah es also gänzlich so aus, als würde ein realer US-amerikanischer Bürger mit einer US-amerikanischen IP-Adresse einen Account betreiben.

Ausgeklügelt und schwer erkennbar

Das unterscheidet sich stark von bisherigen Annahmen für Trollnetzwerke – nämlich, dass sie gänzlich auf Spam fokussiert sind und dass es sich rein um Bots handelt, die mit vergleichsweise wenig Aufwand als solche enttarnt werden können. Dies führt auch zu einem Dilemma für soziale Netzwerke wie Facebook und Twitter: In Zukunft wird es eine große Herausforderung sein, Trolle zu erkennen und effektiv gegen sie vorzugehen.

Genauere Kontrollen womöglich nicht ausreichend

Facebook hat bereits, wie Reuters berichtet, angekündigt, Wahlen-spezifische Werbungen künftig genauer zu kontrollieren und von den Werbern zu verlangen, ihre Identität und ihren Standort zu verifizieren. Das Problem ist allerdings ist, dass diese Netzwerke genauestens erkannt haben, was als "Identität" festgestellt wird. Zwar ist es ein Aufwand, solche Fakes zu schaffen, allerdings braucht es auf solchen Plattformen aufgrund ihrer viralen Natur nicht viele davon – eine Kombination aus wenigen solchen Fakes und Bots könnte wohl ausreichen, um Propaganda mit weitreichenden Einfluss zu verbreiten. (muz, 17.2.2018)