Mattersburgs Doppeltorschütze Smail Prevljak (li.) ließ Austrias Abdul Kadiri öfters alt aussehen.

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Mattersburg – Jede Medaille hat zwei Seiten. Bei der Austria allerdings stellt sich mittlerweile schon die Frage, ob alle innerhalb des Vereins von derselben Medaille reden. Oder nur der gleichen.

Thorsten Fink, der violette Trainer, sah nach dem nicht unglücklichen 1:2 in Mattersburg diese Seite: "Wir spielen insgesamt einen gefälligen Fußball bis zum Sechzehner, und dann gelingt uns nichts mehr." Kevin Friesenbichler, in Mattersburg der im Sechzehner, diese: "Wir haben gute Möglichkeiten und spielen so einen Scheiß." Und beides stimmt auch irgendwie. Bei diesem ein bisserl mehr, bei jenem – nun ja.

Gerald Baumgartner, seit etwas mehr als einem Jahr in Mattersburg, hat im Vorfeld der Partie recht eindringlich beschworen, dass gegen die Wiener Austria der kleine Dorfklub an der Wulka nie, nie, nie Favorit sein könne.

Die Einzigen, die auf diesen einfach gestrickten Schmäh hineinfielen, waren offenbar die Kicker der Austria. Aber wie! Nach dem späten 2:1 in der 88. Minute spielten die Mattersburger mit einer zur traurigen Gestalt zusammengerunzelten Austria – falls es erlaubt ist, den sanft wahrheitsliebenden Fußball-Volksmund zu zitieren – "Bauernoasch" am Cornerfahn'l. Eine Demütigung sondergleichen. Austrias Sportchef Franz Wohlfahrt fasst seinen Eindruck vom Spiel so zusammen: "Es war grausam."

Dass die Austria es könnte, hat sie ja eh kurz aufblitzen lassen. Einen der traditionell häufigen Aufbau-Ballverluste der Mattersburger verwandelte Raphael Holzhauser in eine schöne Steilvorlage für Lucas Venuto, der tanzte sich durch die Mattersburger Innenverteidigung zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

Mattersburg ist nun – so wie's ausschaut – in einen Lauf gekommen. In der Tabelle des dritten Quartals liegen die Burgenländer mit 13 Punkten an der Spitze. Zu den 13 Toren in den fünf Spielen trug der bosnische Leih-Salzburger Prevljak fünf bei, vier in den vergangenen zwei Spielen, zwei davon nun gegen die Austria.

Prevljak war der einzige Mattersburger, der das Wort "europäische Orientierung" in den Mund genommen hat. Unter den Pappeln gilt das aber als unkorrektes Pfui-Wort. Baumgartner pflegt diesbezüglich Understatement.

Der Salzburger – Vorvorgänger von Fink bei der Austria – hat das hoch abstiegsgefährdete Mattersburg im Winter der vergangenen Saison übernommen und dann ein fulminantes Frühjahr hingelegt. Ähnliches deutet sich nun an. Die im Sommer neu Gekommenen (Prevljak etwa) sind nun Teile einer funktionierenden Mannschaft. Gejammert wird nicht. Auch wenn nun Jano, das launische Hirn des Teams, mit einer Schulterluxation ausschied und pausieren muss. Auch im Cup, der noch ansteht. Für den 2015 geschassten Austria-Trainer. (Wolfgang Weisgram, 18.2.2018)