Sieglinde Feldhofer (Helene), Amira Elmadfa (Henri).


Foto: Volksoper

Wien – Richard Heubergers Opernball bietet – thematisch eine Art Mix aus Così fan tutte und Fledermaus – ausreichend Stoff für einen oberflächlichen Blick hinter den Vorhang des offiziellen Eheglücks. Das aus dem Unbewussten nach außen dringende Begehren, das bei Mozart Normen pulverisiert, wird dabei ausgespart. Die Gatten, Paul und Georg, suchen den direkten Weg zum außerehelichen Fasching. Und da die Wiener Staatsoper als Schauplatz ausfiel, geht es für die Herren gleich direkt an den Gürtel. Die Volksoper hat sich nämlich bereiterklärt, das Versagen des Sacher-Nachbarn zu kompensieren.

Diese Ballverlegung ist nicht die einzige Idee von Regisseur Axel Köhler. Er sieht den Tanzraum nicht als Ort der eleganten Begegnung. Hier landet der Besucher in einem Supermarkt der eindeutigen Angebote. Sadomaso-Abenteuer, käufliche Liebe oder ein Treffen mit den maskierten Gattinnen sind möglich. Dazu ein massenartiges Liebesroulette, an dem die Frau mit den Haaren im Gesicht ebenso teilnimmt wie der unvermeidliche Baumeister.

Das mit verklemmt-schlüpfrigen Witzchen garnierte grelle Humortheater entfaltet immerhin zum Finale hin eine gewisse Dynamik: Wenn Paul (pointiert: Marco Di Sapia) versucht, sich aus der misslichen Lage eines Ertappten zu befreien, rast die Geschichte dahin. Wenn sich Theophil (Kurt Schreibmayer) bemüht, der prüden Diktatur seiner Palmyra (Helga Papouschek) zu entkommen, ereignet sich Slapstick. Auch Angelika (Kristiane Kaiser), Georg (Carsten Süss) und Margarete (Ursula Pfitzner) sorgen bei dieser "Demaskerade" schließlich für Dynamik.

Was den Gesang anbelangt, ist besonders die quirlige Haushaltshilfe, die sich dem Vergnügen hingibt und schließlich mit Henri (Amira Elmadfa) das Glück sucht, hervorzuheben: Sieglinde Feldhofer beschenkt (als Helene) mit schöner Kantilene, die Glanz und Leichtigkeit versprüht. Dafür ist zu danken. Es ist ja das Werk selbst, das den Abend (besonders vor der Pause) beschwert. Dirigent Alfred Eschwe sucht die eher nur solide Partitur durch herzhaften Zugriff zu beleben. Es gelingt wuchtig bis zackig. Wo die Musik walzerselig entschweben könnte, gerät sie leider seltsam spannungslos und klangblass. Applaus. Einige Buhs für den Regisseur. (Ljubisa Tosic, 18.2.2018)