Sportminister Strache traf in Pyeongchang Matthias Mayer, den Olympiasieger im Super g.

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"Nein, den Vizekanzler kann man nicht warten lassen", sagt Juan Antonio Samaranch, ohne jetzt den Namen Heinz-Christian Strache parat zu haben. Der Sohn des gleichnamigen, 2010 verstorbenen Ex-Präsidenten des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) muss nicht mit den jüngsten politischen Entwicklungen in Österreich vertraut sein, aber er kennt natürlich das Österreich-Haus, wo der Vizekanzler und Sportminister empfängt.

"Das ist wunderbar", sagt der 58-jährige Katalane, "da war ich schon." Und man nimmt ihm fast sogar ab, dass er sich nach Lustbarkeiten wie einer Einladung der Wirtschaftskammer, einem Galaabend der Österreichisch-Koreanischen Gesellschaft oder einfach nur nach einer Leberkässemmel sehnt.

Natürlich hat Samaranch, ein Vizepräsident von IOC-Boss Thomas Bach, wenig Zeit. Der Finanzmanager muss schließlich die Fortschritte verkaufen, die die sogenannte Agenda 2020 seines Chefs macht. Redimensionierung der Anforderungen an Veranstalter Olympischer Spiele und damit einhergehende Kostensenkung, Transparenz und Nachhaltigkeit predigt der Sohn jenes langjährigen IOC-Präsidenten, der für die totale Kommerzialisierung der olympischen Idee sorgte.

Samaranch ist für den Bewerbungsprozess für die Winterspiele 2026 zuständig. Und er ist genug Sportdiplomat, um zwar grundsätzlich die Idee zu loben, dass sich in Österreich mit Schladming (und einem Sammelsurium näher und ferner liegender Sportstätten) ein traditionelles alpines Wintersportland bewerben könnte. "Aber wir haben auch gute Interessenten aus Kanada, Japan oder den USA."

"Bloody good thing"

Kein Wunder, garantiere doch das IOC künftig Ausrichtern von Winterspielen rund eine Milliarde Dollar an Zuschuss, 750 Millionen davon quasi in bar. Für Regionen, die sich in Abstimmungen gegen Olympia entschieden, habe er den größten Respekt, er könne nur anpreisen, dass es ein gutes Geschäft ist, "a bloody good thing to do".

Heinz-Christian Strache im Österreich-Haus ist sich dessen nicht so sicher. Zum Thema Schladming und Olympiabewerbung sei er "jetzt einmal vorsichtig", sagt der seit vergangenem Freitag in Pyeongchang weilende Sportminister. "Jetzt hatten wir gerade Innsbruck und Tirol. Also wenn, dann ist das etwas, das von unten, von der Bevölkerung weg, von den Gemeindestrukturen über die Landesstrukturen auch wirklich breit mitgetragen und gewünscht wird. So gesehen bin ich einmal vorsichtig und warte ab."

Sein, wo sich der österreichische Sport derzeit in großen Teilen aufhält, sei Sinn der Reise nach Südkorea gewesen, die der Sportminister in Begleitung von Philippa Strache antrat. Die Kosten für die Zweisamkeit trage die FPÖ, schließlich kümmere sich die Ehefrau um Social-Media-Agenden. Das Upgrade von Economy- auf Business Class sei privat bezahlt worden, obwohl der Vizekanzler bei Flügen über acht Stunden Länge Anspruch darauf habe, ergänzte Philipp Trattner, der Referent für Sport in dessen Kabinett, ungefragt.

Der olympische Aufenthalt sei zwischen zwei Ministerratssitzungen (14. und 21. Februar) gequetscht, sagte der ehemalige Rodeltrainer und Generalsekretär des Basketballverbands, dessen Vater Gilbert FP-Nationalrat war. Ein Besuch der am 9. März anhebenden Paralympics werde sich leider nicht ausgehen.

Strache, bei den mehr als nur patriotisch angehauchten Medaillenfeierlichkeiten wie seine Begleitung im vom Österreichischen Olympischen Comité geschenkten Outfit und ganz in seinem Element, betont das umfangreiche Programm an Gesprächen, die er mit Verbänden, Aktiven und ausländischen Ministerkollegen führe und führte. Kritik, er sonne sich auch im Ruhm der Athleten, kann er nicht nachvollziehen.

Projekt und Distanz

Jedenfalls hat sich Strache mit den Dimensionen bekanntgemacht, die Winterspiele gegenwärtig noch haben. "Das werden wir nicht alles in Schladming und Graz schaffen", sagt er. Ein breiter aufgestelltes Projekt, wie es den Schladmingern offensichtlich vorschwebt, bedinge die Überwindung größerer Distanzen, als sie bei den Spielen in Südkorea zurückzulegen seien.

Die Anmerkung, dass eine Bewerbung für 2026 grosso modo bis Ende März fertig sein und also auch von politischer Seite angeschoben werden müsste, konterte Strache damit, dass Sportkompetenz per Verfassung Landeskompetenz sei. "Wenn ich von etwas überzeugt bin, dann erwarte ich mir von den Verantwortlichen in der Region, dass das gescheit aufbereitet wird. Sonst käme heraus, was in Innsbruck und in Tirol herausgekommen ist."

Es scheint, als brauche sich Señor Samaranch nicht unbedingt auf eine vom Vizekanzler und Sportminister mit aller Macht unterstützte Schladminger Bewerbung für 2026 gefasst machen. (Sigi Lützow aus Pyeongchang, 19.2.2018)