Wien – Nach langwierigen Diskussionen war im März 2015 der Startschuss zum Um- und Ausbau des maroden Wien-Museums gefallen. Acht Monate und einen international ausgeschriebenen Wettbewerb später kürte man den Entwurf der Architekten Certov, Winkler+Ruck zum Siegerprojekt. Der damals optimistisch für 2017 geplante Spatenstich verzögerte sich und wird auch 2018 nicht erfolgen.

Offenbar hapert es an der Finanzierung. Das von Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny 2015 mit 70 bis 100 Millionen Euro bezifferte Budget dürfte deutlich überschritten werden. Experten halten 110 bis 150 Millionen für realistischer, wie einem "Falter"-Artikel vom 13. Februar zu entnehmen ist. Dem Bericht zufolge wird mit einer Public-Private-Partnership (PPP) geliebäugelt, bei der sowohl die Errichtung als auch der spätere Betrieb des Museums an private Investoren ausgelagert wird.

Vergleichsmodelle

Ein dem Falter vorliegendes internes Papier vergleicht die beiden Finanzierungsmodelle: Das "konventionelle" sieht einmalige Errichtungskosten in der Höhe von 112 Millionen Euro (exkl. Zinsen) sowie Betriebskosten von jährlich 1,3 Millionen Euro vor. Die auf 25 Jahre angelegte PPP- Version sieht eine Einmalzahlung von 21,4 Millionen und jährliche Raten von rund zehn Millionen Euro vor. In Summe lägen die Kosten damit am Ende der Laufzeit bei 228 Millionen Euro.

Der Vorteil: Die Schulden würden aus den Bilanzen verschwinden, die anfallenden Betriebskosten inklusive der künftig an den Investor abzuführenden Miete würden aus dem Jahresbudget finanziert. Auf Anfrage bestätigt das Büro des Kulturstadtrats eine "ergebnisoffene" Prüfung beider Finanzierungsvarianten, man befände sich in der finalen Phase, der Umgang mit Steuergeldern bedürfe eben großer Sorgfalt, es gebe schon bald eine Entscheidung.

Danach stehen die Flächenwidmung sowie die öffentliche Ausschreibung auf dem Programm. Offiziell scheint also alles wie geplant zu laufen. Damit stellt sich für Wolfgang Zinggl jedoch die Frage: "Was ist der Plan?" Und dies eingedenk "einer Baugrube, in die laufend Geld fließt", moniert der Kultursprecher der Liste Pilz. Sich "der Affäre über einen Ausverkauf an private Investoren zu entledigen", dafür brauche es keine rot-grüne Stadtpolitik, die vorgibt, Kultur als öffentliche Aufgabe zu verstehen.

Die PPP-Idee war schon vor Jahren Thema, erzählt Wolfgang Kos. Der ehemalige Direktor des Wien-Museums (2003-2015) hatte sich explizit dagegen ausgesprochen. Denn die Qualitätskontrolle habe bei einem solchen Bauprojekt eine museumsspezifische Priorität. Sein Nachfolger Matti Bunzl bleibt optimistisch: "Wir bauen ein Museum, das Maßstäbe setzen wird." Wann, bleibt die derzeit noch offene Frage. (Olga Kronsteiner, 19.2.2018)