Versteht die Leistung einiger seiner Schützlinge nicht: Cheftrainer Kuttin.

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Will sich mit öffentlichen Äußerungen nicht "die Finger verbrennen": Gregor Schlierenzauer.

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Pyeongchang – Fast 100 Punkte Rückstand auf den dritten Platz im Teambewerb der Olympischen Spiele. Erstmals seit 16 Jahren keine Medaille bei Olympischen Spielen und auch bei keinem anderen Großereignis der Saison auf dem Podest. Cheftrainer Heinz Kuttin war nach dem Abschneiden seiner Skispringer am Montag in Pyeongchang hörbar sauer. Der Kärntner kritisierte offen die schwachen Leistungen von zwei seiner Athleten.

Kuttin ließ durchblicken, dass im Team "dicke Luft" herrscht. "Beschämend. Ganz einfach. Michi Hayböck, Stefan Kraft, die muss ich wirklich hervorheben. Die zwei Burschen tun mir leid. Und Manuel Fettner und Gregor Schlierenzauer..., ich verstehe das nicht", sagte Kuttin. Letzteren hätte man bereits während der Tournee Vertrauen entgegen gebracht, alle möglichen Vorbereitungsprogramme und Kurse absolviert. "Sie springen im Training hier teilweise sehr gut, sind mit Plätzen wie sechs, sieben, acht, zehn nicht zufrieden, dann kommt der Wettkampf und sie hupfen – Entschuldigung – das ist nicht einmal Mittelmaß. Das verstehe ich nicht", so sich Kuttin.

Was Schlierenzauer und Fettner zeigen, das gefällt uns nicht. Irgendwann muss man dann auch einmal auf die Jugend schauen, das werden wir in Zukunft auch machen", lautete sein Resümee.

Kuttin hat einen Plan

Man hatte im Lager der Österreicher vor dem letzten Sprungbewerb der Spiele gewusst, dass man nur positiv überraschen könne. Voraussetzung hierfür seien aber Sprünge an die 130 Meter. Kuttin: "Da waren wir mit den zwei Leuten leider weit weg. Da bin ich mehr als enttäuscht."

Ob er für den Rest der Saison nun einen Plan hat? "Sicher. Den habe ich schon im Kopf, aber da werde ich jetzt erst drüber schlafen. Es wird Maßnahmen geben und die werden auch sicher umgesetzt", sagte der Cheftrainer. Details darüber woll er allerdings erst nach der Rückkehr nach Österreich.

Die Stimmung im Team jedenfalls sei nicht eitel Wonne. "Jeder ist enttäuscht." Darauf angesprochen, dass die Athleten geschlossen von gutem Spirit berichten, lächelt Kuttin. "Da ist sehr viel gespielt. Wenn ich dann die Bilder im Fernsehen sehe, dann stimmt vieles nicht. Da kann man nicht zufrieden sein, mit solchen Leistungen. Dementsprechend werden wir zukünftig auch agieren." Störfaktor gebe es im Team zwar keinen, versichert er, jedoch: "Wenn nicht alles gut ist, dann gibt es Diskussionen. Jeder sieht es ein bisserl anders, und jeder ist gescheiter."

Vettori: Manches ist ausgereizt

Der Sportliche Leiter für Kombination und Skispringen, Ernst Vettori, wirkte am Montag ratlos. "Wir probieren seit der Tournee, irgendwas zu tun. Die Dinge sind teilweise ausgereizt. Wir sind nicht da, wo wir hin sollen und wollen. Da sind wir alles andere als glücklich, aber wir müssen das momentan zur Kenntnis nehmen und die Burschen für den Rest der Saison noch einmal aufrichten."

Wie er auf Rufe nach einem Trainerwechsel reagiert? "Diese Dinge werden sicherlich überlegt, aber jetzt müssen wir einmal die Saison fertig machen." Er selbst kennt eine solche Situation noch aus aktiver Zeit. "Ich bin 1984 und 1988 zweimal bei Olympia gewesen, als wir nichts gemacht haben." Sämtliche Großereignisse ohne Medaille in diesem Jahr tun weh. "Wir haben eine verkorkste Saison, wir probieren es jedes Mal wieder, uns aufzurichten."

Schlierenzauer: "Gefährliche Fragen"

Gregor Schlierenzauer sprach bei seiner Analyse ebenfalls von notwendigen Veränderungen. Ins Detail wollte er nicht gehen: "Das sind gefährliche Fragen, weil ich da sehr emotional bin und ich habe mir da schon einmal die Finger verbrannt. Da müssen wir uns alle bei der Nase nehmen, das Ganze akribisch analysieren", sagte der 53-fache Weltcupsieger. Man brauche Klarheit und eine Vision für die Zukunft. Die müsse man dann durchziehen. Ob es eine solche im Trainerstab derzeit etwa nicht gibt? "Da gebe ich jetzt keine Antwort darauf." (APA, red, 19.2. 2018)