Weil diese Räder in die Berge und nicht in die Großstadt gehören, ist Nox Cycles kurzerhand von Berlin nach Zell am Ziller umgezogen.

Foto: Nox Cycles

Die neue Niederlassung im Zillertal. Hier wurden bereits sechs Arbeitsplätze geschaffen, und heuer sollen bereits bis zu 500 Räder produziert werden.

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Das E-MTB von Nox Cycles in seinem natürlichen Habitat.

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Innsbruck – Der Übersiedelung von Nox Cycles von Berlin nach Zell am Ziller ging keine Standortanalyse voran, auch steuerliche Vorteile spielten keine Rolle. Firmenchef Carsten Sommer bringt die Beweggründe für den ungewöhnlichen Umzug unumwunden auf den Punkt: "Wir profitieren als Unternehmen davon, wenn wir unsere Produkte dorthin tun, wo sie hingehören: in die Berge." Zudem, schickt Sommer nach, liebe er Tirol und insbesondere das Zillertal seit Jahren als Urlauber.

Nox Cycles entstand im Jahr 2004 als Marke unter dem Dach der schon 1996 gegründeten Hawk Bikes, die ebenfalls in Berlin ansässig sind und dort City- sowie Trekkingräder und auch Mountainbikes herstellen. Unter dem Namen Nox trat man vor rund 14 Jahren in den Markt für Highend-Fullys ein. 2015 übernahm Sommer das Unternehmen und gründete die Nox Cycles Gmbh. Im Juli 2017 kam die Nox Cycles Austria Gmbh dazu, die nun im Zillertal ansässig ist und sich auf hochwertige E-Mountainbikes spezialisiert hat.

Das Image-Video des Unternehmens aus Berliner Tagen zeigt das Dilemma, vor das die Großstadt die E-MTB-Manufaktur stellte: Es ist etwas gar flach, um mit einem Fully und in voller Rüstung auszureiten.
Die Querflieger

Der Umzug nach Tirol ist de facto abgeschlossen, und es tun bereits sechs Mitarbeiter – allesamt aus der Gegend, wie Sommer betont – Dienst in der neuen Niederlassung. Im Laufe des Jahres sollen noch zwei weitere eingestellt werden, man ist auf Expansionskurs. Während die Zentrale des Unternehmens mit Hawk Cycles in Berlin bleibt, sollen die E-MTBs künftig nurmehr in Österreich gebaut und vertrieben werden. Mit dem neuen Standort verspricht sich Sommer auch mehr Hingabe seitens der Belegschaft: "Die Liebe zu diesen Rädern ist in Berlin, wo alles urban und stylish sein muss, nicht so gegeben wie hier." Das Know-how und die Identifikation des Personals mit dem Produkt seien in Tirol besser.

Schon im ersten Jahr bis zu 500 Bikes

Nox Cycles versteht sich als Manufaktur, weil man neben den vorkonfigurierten Modellen auch auf Kundenwünsche eingeht, wie Sommer erklärt: "Das reicht vom Rahmen-Setup bis hin zur Farbe, die wir an die individuellen Vorstellungen anpassen können." Sommer rechnet im ersten Jahr mit 400 bis 500 Rädern, die im Zillertal gefertigt werden sollen. Im Frühjahr geht auch das Testcenter an der Talstation der Zillertal-Arena in Betrieb, wo Kunden die Bikes gleich auf den Trails der Umgebung ausprobieren können.

Insgesamt sei Tirol für Bikehersteller ein interessanter Standort, wie Sommer erklärt: "Die Nähe zu Deutschland und die gute Verkehrsanbindung waren für uns ein Argument." Zudem ensteht immer mehr Bike-Infrastruktur. Der Nox-Cycles-Chef ist erklärter Fan der Trails in Gerlos, in der Zillertal-Arena und am Penken. Auch andere Bikereviere wie etwa Sölden empfiehlt er seinen Kunden wärmstens. Der neue touristische Fokus Tirols auf den Sommer und die Mountainbiker im Speziellen scheint also Früchte zu tragen.

Förderungen oder Steueranreize für Nox Cycles, um sich in Tirol anzusiedeln, hat es übrigens nicht gegeben. Aber, so Sommer, man habe ihm bei der Firmengründung auch keinerlei Steine in den Weg gelegt. Insgesamt lobt er den unkomplizierten Ablauf: "Es hat alles reibungslos geklappt." (Steffen Arora, 20.2.2018)