London – Boxen ist keine Erfindung der Neuzeit, sondern wurde auch in der Antike praktiziert. Davon zeugen nicht zuletzt Darstellungen von Boxhandschuhen auf römischen Bronzestatuen, Gemälden und Skulpturen. Doch materielle Überreste der Kampfsportutensilien aus der Antike sind extrem rar. Britische Archäologen, die am Hadrianswall in Nordengland forschen, sind nun aber bei ihrer jüngsten Grabung im Sommer 2017 fündig geworden.

Diese beiden wahrscheinlich einzigen erhaltenen Exemplare aus der Römerzeit sehen freilich ein wenig anders aus als moderne Boxhandschuhe: Sie ähneln vielmehr einem gepolstertem Schlagring, der eng an den Fingerknöcheln anliegt und diese vor Stößen schützt. Die beiden Handschuhe passen immer noch bequem auf eine heutige Hand.

Die beiden gefundenen "Boxhandschuhe" an ihrem ursprünglichen Verwendungsort. Sie wurden vermutlich nur zum Sparring verwendet. Beim Kampf auf Leben und Tod verwendete man vermutlich Metalleinsätze.

Der größere der beiden Handschuhe ist aus einem einzigen Stück Leder geschnitten und wurde so gefaltet und vernäht, dass er über eine Hand gezogen werden konnte. Er war mit Naturmaterial gefüllt, das als Stoßdämpfer wirkte. Das Kampfsport-Utensil weist eine hohe Abnutzung auf und wurde sogar an einer Stelle repariert. Der etwas kleinere Handschuh wurde in nahezu perfektem Zustand freigelegt, war im Gegensatz zum größeren Exemplar aber mit einer Rolle aus hartem, gedrehten Leder gepolstert.

Wohl nur zum Training verwendet

DIe Forscher vermuten, dass die Handschuhe zum Sparring in der Garnison verwendet wurden. Im richtigen Kampf auf Leben und Tod wurden vermutlich Boxhandschuhe mit Metalleinsätzen übergestreift, die tödliche Schläge möglich machten.

Die beiden Boxahandschuhe werden ab heute im Kastell Vindolanda in Nordengland ausgestellt. (tasch, 20.2.2018)