Erl – Nach den auf "dietiwag.org" des Bloggers Markus Wilhelm veröffentlichten Vorwürfen gegen die Festspiele Erl nimmt die oppositionelle Liste Fritz Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) in die Pflicht. Man vermisse eine klare Haltung und sein "unmissverständliches Bekenntnis, sich um diese widerlichen Zustände zu kümmern", so LAbg. Isabella Gruber. Die Festspiele brachten indes die angekündigte Klage ein.

Das Festival sieht sich unter anderem mit den Vorwürfen von "modernem Sklaventum" sowie Lohndumping und Korruption konfrontiert. Von "handfesten Erfahrungen an Seele und Körper, demütigenden und entwürdigenden Erfahrungen von unglaublichen Schikanen, von Probenterror, von Niederbrüllen und Fertigmachen und mehr, viel mehr", die die "Musikerinnen und Musiker, Sängerinnen und Sänger" gemacht und erlebt hätten, ist auf "dietiwag.org" unter anderem zu lesen.

E-Mail von Solistin

Besonders im Zentrum der Anschuldigungen: Der Künstlerische Leiter, "Maestro" Gustav Kuhn. Zuletzt legte Wilhelm auf "tiwag.org" nach und veröffentlichte eine E-Mail einer Solistin, die darin über Erfahrungen berichtet. An einer Stelle heißt es etwa: "Es ist eine ungezählte Gruppe an Solistinnen, Choristinnen und Musikerinnen, die, insofern sie halbwegs groß und gut gewachsen und mit blonden langen Haaren 'ausgestattet' sind, zu den ekelhaften und erniedrigenden 'Einzelgesprächen' im 'Camerino' des 'Maestro' im Festspielhaus 'geladen' wurden."

Platter, Kulturlandesrätin Beate Palfrader (ÖVP) sowie die schwarz-grüne Landesregierung könnten nicht einfach zur Tagesordnung übergehen, erklärte die im Landtagswahlkampf befindliche Liste Fritz nunmehr. Schließlich würden ÖVP und Grüne aus dem Tiroler Landesbudget jährlich zwischen 500.000 und 700.000 Euro Tiroler Steuergeld für die Festspiele Erl zuschießen.

Landeshauptmann soll sich für Transparenz einsetzen

Landeshauptmann Platter habe Vorbildfunktion, er sollte sich für Transparenz und Aufklärung einsetzen und endlich professionelle Präventionsmaßnahmen umsetzen, forderte Gruber, Listendritte der Partei für die Wahl. Der Schutz von Frauen, insbesondere was ihre Würde betrifft, sei ebenso wichtig wie der Schutz von Kindern vor Gewalt und Missbrauch. "Nichts Sagen-Wollen, nichts Wissen-Wollen und nichts Hören-Wollen ist eines Landeshauptmannes nicht würdig", so Gruber. Für die Liste Fritz haben die aktuellen Anschuldigungen gegen Kuhn und die Festspiele Erl eine "rechtlich-moralische und eine politische Ebene".

Die Festspiele konterten inzwischen übrigens mit einer Klage gegen Wilhelm. Eine Sprecherin der Festspiele erklärte der APA, dass diese bereits eingebracht sei und Wilhelm binnen acht Tagen, die Vorwürfe vom Netz nehmen müsse, sollte er nicht Einspruch dagegen erheben. Es gehe jetzt darum, "größeren Schaden" von den Festspielen abzuwenden. (APA, 20.2.2018)