Wien – Er wird als jene Stimme im ORF-Stiftungsrat gehandelt, mit der ÖVP und FPÖ eine Zweidrittelmehrheit im ORF-Stiftungsrat erreichen: Alfred Trendl, Präsident des Katholischen Familienverbands. Er soll den Unabhängigen Franz Küberl auf einem Mandat der Bundesregierung ablösen. Trendl verwahrt sich auf Anfrage des STANDARD gegen seine Zuordnung zum ÖVP-Freundeskreis.

In den nächsten Wochen dürfte der Ministerrat die neun Stiftungsräte der Bundesregierung und sechs der Parteien entsenden. Trendl unterstreicht, was der Sprecher der Bischofskonferenz, die ihn in den ORF-Publikumsrat entsandt hat, dem Kurier sagte: "Er übt sein Mandat unabhängig aus."

Dem STANDARD sagt Trendl, er sei nicht das fünfte Mandat der ÖVP unter den Stiftungsräten der Regierung: "Das ist nicht mein Ding." Und: "Ich möchte wie der Franz Küberl unabhängig sein."

Die neuerliche Nominierung Küberls galt bis vorige Woche als fix. Er wollte noch bleiben, bis es wieder Mandate für Vertreter von Kirche, Kultur und Wissenschaft im Stiftungsrat gibt. 2014 wurden solche Vorgaben für die Mandate des Publikumsrats im Stiftungsrat gestrichen. Küberl hatte seither ein Regierungsmandat.

Nach STANDARD-Infos gab es Kontakte zwischen Medienminister Gernot Blümel und Kardinal Christoph Schönborn dazu. Am Samstag erfuhr Küberl, dass er doch nicht mehr entsandt wird.

Küberls Unabhängigkeit – korrigiert und präzisiert*

Als ÖVP und FPÖ 2016 für Richard Grasl als ORF-Chef stimmten und SPÖ, Grüne, Neos, Unabhängige für Alexander Wrabetz, enthielt sich Küberl.

1998* stimmte Küberl im ersten Durchgang für den von der ÖVP favorisierten Kandidaten Peter Radel. In dieser Sitzung erhielt Radel keine Mehrheit, und es war laut Küberl auch keine absehbar. Daraufhin stimmte Küberl im zweiten Durchgang in der nächsten Sitzung des ORF-Kuratoriums für den – laut Küberl – "stockkatholischen" Gerhard Weis, den die SPÖ damals unterstützte.

2001 stimmte der ORF-Stiftungsrat als Erstes (nach dem Alphabet) über die von der ÖVP favorisierte Kandidatin Monika Lindner ab. Küberls Stimme erhielt Lindner nicht, sie erreichte aber gleich die nötige Mehrheit. Über die weiteren Kandidaten. darunter der bisherige General Gerhard Weis, wurde deshalb nicht mehr abgestimmt. Küberl hätte für den damaligen APA-Geschäftsführer Wolfgang Vyslozil gestimmt. Er versicherte Lindner aber nach ihrer Wahl seiner Unterstützung.

Küberl betont in seiner Reaktion, er habe den Vorschlägen jedes neu gewählten Generals für sein Direktorenteam zugestimmt, uum die Arbeitsfähigkeit des ORF sicherzustellen.

2006 stimmte er für Wolfgang Lorenz als ORF-General (und weder für Wrabetz noch Lindner). 2011 stimmte er (wie die FPÖ und ein Teil der ÖVP) für Wrabetz’ erste Wiederwahl als ORF-General. (fid, 20.2.2018)