Laut STANDARD-Informationen müssen rund 60 Ingenieure und Techniker aus der Dieselentwicklung im Zuge eines Kosteneinsparungsprogrammes Mitte des Jahres ihre Zeitarbeitsfirma wechseln.

Foto: BMW Werk Steyr

Wien – BMW ist nicht nur im Carsharing engagiert, sondern auch im Personalsharing. Der bayerische Premiumautobauer, der sich in seinem Internetauftritt als "Zukunftsgestalter" in der Dieselmotorenentwicklung bezeichnet – die Entwicklung neuer Dieselmotorentechnologien ist wesentlicher Schwerpunkt im BMW-Motorenwerk in Steyr –, baut dabei wesentlich auf Zeitarbeitskräfte.

Gut zehn Prozent der insgesamt 700 Ingenieure im Entwicklungszentrum in Steyr erbringen Entwicklungsarbeit für BMW und arbeiten auch bei BMW in Steyr, angestellt sind sie aber nicht direkt bei BMW, sondern bei sogenannten Arbeitskräfteüberlassern. Diese Leiharbeitsfirmen brauche man, um in der überaus dynamischen Branche flexibel agieren und reagieren zu können, betont Sprecherin Barbara Krahwinkler.

Laut STANDARD-Informationen müssen rund 60 Ingenieure und Techniker aus der Dieselentwicklung im Zuge eines Kosteneinsparungsprogramms Mitte des Jahres ihre Zeitarbeitsfirma wechseln. Dazu würden "Messen" abgehalten, in denen sich die neuen Zeitarbeitsunternehmen präsentieren und sich die Mitarbeiter – überwiegend Diplomingenieure und Doktoren der Technik – ein Bild über ihren neuen Arbeitgeber machen können, schildert ein Betroffener das Prozedere. Hinter vorgehaltener Hand nennt es so mancher "Sklavenmessen".

Regelmäßige Wechsel

Die Verträge mit den Zeitarbeitsfirmen würden routinemäßig alle drei bis fünf Jahre ausgeschrieben, sagt BMW-Motoren-Sprecherin Krahwinkler. "Und dabei kann es passieren, dass nun einige wenige die Leiharbeitsfirma wechseln müssen." Urlaubs- und Entgeltansprüche blieben jedenfalls gewahrt, heißt es auch seitens der Arbeitnehmervertretung des BMW-Motorenwerks in einem Schreiben an betroffene Entwicklungsmitarbeiter, das dem STANDARD zugespielt wurde.

Dass Leihpersonal nicht nur in der Produktion zur Abdeckung von Auftragsspitzen eingesetzt wird, sondern seit Jahren auch in der Entwicklung, stört auch Belegschaftsvertreter. Bei zehn Jahren Laufzeit und mehr sei man schon weit weg vom Leiharbeitsgedanken. Offiziell äußern wollte sich dazu am Dienstag niemand. Mit dem Arbeitskräfteüberlassungsgesetz 2013 seien Leihkräfte bessergestellt, weil ans BMW-Schema angepasst. Nur am Gewinn würden sie – im Gegensatz zum Stammpersonal – nicht beteiligt.

Sprecherin Krahwinkler gibt den Anteil an Leihpersonal bei BMW in Steyr aktuell mit rund eintausend Mitarbeitern an bei insgesamt 4.500 Beschäftigten der BMW-Group in Steyr, er sei sogar reduziert worden: "In unserem Werk haben über 4.500 Mitarbeiter einen zukunftssicheren Arbeitsplatz, wir haben unseren Mitarbeiterstand gegenüber dem Vorjahr noch mal um 1,4 Prozent gesteigert und die Zeitarbeitsquote reduziert." Die Auftragslage sei gut, bis Ende März würden weitere 170 Mitarbeiter eingestellt.

Betroffene, die einem Wechsel zu einem anderen Arbeitskräfteüberlasser nicht zustimmen, bleiben bei ihrer Leihfirma, schildert ein Betroffener die Vorgänge. In der BMW-Motorenentwicklung könne er dann aber nicht mehr arbeiten, der Vertrag des Arbeitgebers mit BMW laufe ja aus.

Extras bleiben erhalten

Für jene Betroffenen, die zu den neuen Zeitarbeitsfirmen wechseln, werde sich durch die neue Zeitarbeitsfirma in der Praxis nichts ändern: Vordienstzeiten für gesetzliche Regelungen und BMW-interne Regelungen wie Verwendungsgruppenjahre, Jubiläumsgelder, BMW-Sonderurlaub und Pensionskasse blieben selbstverständlich erhalten, heißt es im Schreiben des Betriebsrats weiter. Ein nahtloser Urlaubsanspruch oder Auszahlung nicht verbrauchter Urlaubs- oder Gleitzeittage seien noch Gegenstand von Verhandlungen, heißt es. (Luise Ungerboeck, 21.2.2018)