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Wien – In der Causa rund um die Pleite der Wienwert-Mutter WW Holding AG gibt es eine neue Strafanzeige an die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA). Darin ist vom Verdacht auf Kickbacks und auf "massive Schädigung von Gläubigern der WW Holding" die Rede.

Der – notabene: anonyme – Anzeiger thematisiert zudem den Verkauf der Immobilie Getreidemarkt 10 (Eigentümer war die WW G 10 Immo) an eine Gesellschaft des Wiener Immobilienunternehmers Klemens Hallmann und den parallel dazu abgewickelten Erwerb einer Tullner Hallmann-Liegenschaft durch die Wienwert AG.

Sie hat dafür, wie berichtet, ein Angeld von drei Mio. Euro bezahlt, dieses Geld stammt aus dem Getreidemarkt-Erlös. Sollte Wienwert den vollen Kaufpreis von sechs Mio. Euro nicht rechtzeitig bezahlen können, verfällt das Angeld zugunsten der Hallmann-Gruppe, die dann auch das Tullner Grundstück behalten kann.

Zur Orientierung: Die WW Holding hat am 2. Februar Insolvenz angemeldet. Insolvenzverwalter Nobert Abel verkauft nun die WW-Tochter Wienwert AG. Die Zustimmung der drei Golden-Share-Aktionäre, der Wienwert-Gründer Nikos Bakirzoglu und Wolfgang Sedelmayer sowie ihres Vorstandsvorsitzenden Stefan Gruze, hat er bereits erhalten.

Ermittlungsverfahren

Gegen alle drei laufen, wie berichtet, Ermittlungen der WKStA, Gruze hatte zuletzt versucht, das Unternehmen auf neue Beine zu stellen. Für alle Genannten gilt die Unschuldsvermutung.

Laut Insolvenzverwalter beträgt das liquide Vermögen der WW Holding 40.000 Euro. 900 Anleihegläubiger bangen um 35 Mio. Euro.

Beim Getreidemarkt-Verkauf fühlen sich offenbar private Investoren auf den Schlips getreten. Sie haben via Treuhänder TPA 40 Prozent der Anteile an der Liegenschaft (bzw. der G 10 Immo) gehalten, 60 Prozent gehörten der Wienwert Holding und ihren zwei Gründern. 18,7 Mio. Euro brachte der Getreidemarkt ein, 12,7 davon flossen in die Bezahlung von Bankverbindlichkeiten.

Von den restlichen sechs Millionen wären rund vier Mio. den Investoren zugestanden, heißt es in der Sachverhaltsdarstellung sinngemäß. Allerdings habe Gruze als Geschäftsführer der G 10 Immo der (ebenfalls von ihm geführten) Wienwert AG drei Mio. Euro als Darlehen überlassen – seine Co-Geschäftsführerin bei der G 10 Immo oder die Investoren hätten davon nicht gewusst. Aus diesen drei Mio. Euro stamme das Angeld für das Tullner Grundstück.

Deal absichern

Um den Deal abzusichern, wurden die Wienwert-Aktien der WW Holding zugunsten der G 10 Immo verpfändet, erschließt sich aus einem Umlaufbeschluss des WW-Aufsichtsrats. Allerdings sollen dieselben Aktien noch für einen weiteren Wienwert-Deal verpfändet worden sein. Der Masseverwalter soll der Rechtsansicht sein, dass die Verpfändung nicht rechtswirksam zustande kam.

Hallmann würde sich laut Anzeige bei einer etwaigen Wienwert-Übernahme im Vergleich zu anderen Käufern sechs Mio. Euro sparen. Der will Wienwert laut seinem Anwalt Christian-Oliver Moser aber gar nicht. "Ein Erwerb war und ist für unseren Mandanten schon deshalb nicht von Interesse, weil er im Immobilienbereich nicht mit Fonds oder Anlegergeldern arbeitet. Die strategische Ausrichtung unseres Mandanten ist eine völlig andere." (Renate Graber, 20.2.2018)