Anna Gasser aus Kärnten holte Österreichs fünftes Olympiagold in Südkorea.

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"Die Anna", sagt Mutter Lisbeth Gasser über die erste Olympiasiegerin in der Snowboard-Freestyle-Disziplin Big Air, "flog schon als Kind gerne durch die Luft." Weshalb die Lehrerin und ihr Mann Peter, der in der Versicherungsbranche arbeitet, gut daran taten, den Bewegungsdrang ihrer Tochter zu kanalisieren und die kaum Sechsjährige daheim in Spittal an der Drau in einen Turnverein zu schicken, der auch Akrobatik anbot.

Da konnte es das Fliegengewicht – jetzt mit 26 Jahren auch nur 1,65 Meter groß und etwas mehr als 50 Kilo schwer – so richtig krachen lassen mit allerhand angstschweißtreibenden Kunststücken. Mit 14 wechselte Anna Gasser zum Kunstturnen, das sie ebenfalls neben der Schule mit Ernsthaftigkeit betrieb.

Es hätte eine sportliche Sackgasse sein können, wenn sie nicht Cousin Mario zum Snowboarden mitgenommen hätte, als sie schon 18 Jahre alt war. Von Beginn an hüpfte sie auch mit dem Brett an den Füßen allen etwas vor. Anna Gasser kam in eine Clique von Burschen, die sich "The real family" nannte, und war fortan in dieser Mission in Österreich unterwegs.

Nach der Matura drängte sie in die USA, wo die Szene daheim war und ist. Die Eltern ließen sie unter nicht geringem finanziellen Einsatz ziehen. Von November 2010 bis Juni 2011 trainierte das Talent in Kalifornien und Oregon und lebte von Kinderbetreuung.

2012 gewann sie in Davos ihr erstes Preisgeld, 4500 Dollar. Trainer des österreichischen Skiverbandes wurden auf die Kärntnerin aufmerksam. Der Durchbruch gelang, als Gasser im November 2013 als erste Frau einen Sprung namens Cab Double Cork 900 (doppelter Rückwärtssalto mit einer halben Drehung) stand. Sponsoren sprangen auf, ihre Flüge gingen fast ungebremst an die Spitze.

Anna Gasser, mit dem Snowboarder Clemens Millauer liiert und der Familie samt Schwester Eva eng verbunden, steckte Rückschläge wie Rang zehn im Slopestyle bei Olympia 2014 in Sotschi weg und gewann 2016 in Mailand gleich ihren ersten Big Air-Weltcup. Bei der WM 2017 in Sierra Nevada kassierte sie für einen erstmals gezeigten Double Cork 1080 (Doppelsalto mit ganzer Schraube) die Höchstpunktezahl 100 und Gold. Ein noch etwas verschärfter Sprung sicherte Österreichs Sportlerin des Jahres, die davor schon beim Olympia der Freestyle-Szene, den X-Games in Aspen, gewonnen hatte, am Donnerstag Gold unter den fünf Ringen in Pyeongchang. (Sigi Lützow aus Pyeongchang, 22.2.2018)