Seinen Kommentar zu den Kräftegefügen der alpinen Land- und Gesellschaft stellt Hannes Zebedin massig in den Raum: Vor allem die Assoziationsketten sind es, die den Reiz der Ausstellung "Transittradition" im Innsbrucker Kunstpavillon ausmachen.

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Innsbruck – Es sind bekannte Elemente der Tiroler Landschaft, die beim Betreten des Raums zu einem mehrschichtigen Bild kollidieren: Die zwischen Boden und Decke eingekeilte hölzerne Lawinenverbauung wird vom nachgebauten Lkw-Container durchbohrt. Eine Gruppe Nadelbäume steht wie die Aufforstung für den zukünftigen Schutzwald den Bildern eines Lawinenabgangs gegenüber. Die kleine Pyramide aus Schneebällen verschwindet da fast in der Inszenierung – sie wird ohnehin bald zu einer Pfütze zerflossen sein.

Der 1976 in Osttirol geborene Hannes Zebedin liefert mit seinem Setting die Grundlage für Diskussionen: über Wirtschaftswachstum und Ausbeutung, Naturgewalten und Klimawandel, Ökologie und Ökonomie. Die Alpen-Adria-Region interessiert ihn besonders; deren geopolitische Strukturen erforscht er seit Jahren von seiner zweiten Heimat Slowenien aus.

Für Zebedin ist die Region auch "ein Gradmesser dafür, wie es der Gesellschaft geht" – eine Problemstellung, die auch seine Arbeiten durchzieht. Die Lawinenverbauung verweist auf einen Siedlungsraum, der sich nicht mehr von natürlichen Gefahrenzonen regulieren lassen will. Auch die Bauwerke des Transits haben sich fest der Landschaft eingeprägt und sprechen von globalisierter Wirtschaft und Wohlstand ebenso wie von Luftverschmutzung.

Gewinner und Verlierer

"Wohlstand" ist als zentraler Begriff auch in den Staub der Lkw-Plane eingeschrieben, wo er Fragen nach den Gewinnern und Verlierern dieser Machtgefüge aufwirft. Zugleich bezieht er sich auf die Schneeballpyramide, von der es assoziativ nicht weit bis zu den unlauteren Methoden der Finanzwelt ist. Besonders diese Assoziationsketten sind es, die den Reiz von Transittradition im Innsbrucker Kunstpavillon ausmachen.

Die Arbeiten sind so positioniert, dass sie diese Verbindungen visuell zulassen. Die Libanonzedern können so als Verweis auf eine bevorstehende Pflanzenmigration ob des Klimawandels gelesen werden wie auch auf einen Lawinenabgang, der in einer Videoarbeit einen Katastrophen- und Sensationsmoment darstellt. Und schon die nächste Assoziation: zu den Begrifflichkeiten von Naturgewalten in populistisch geführten Debatten um die Migrationsbewegung. (Nicola Weber, 22.2.2018)