So soll das neue Wien-Museum laut den Plänen der Architekten aussehen.

Foto: Certov, Winkler + Ruck Architekten

Wien – Das Projekt "Wien-Museum neu" wird zum Zankapfel der politischen Fraktionen, konkret die Verzögerungen und die ungeklärte Frage der Finanzierung. Das Büro des verantwortlichen Kulturstadtrats Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) kalmiert: Die Realisierung des Projekts stehe nicht zur Diskussion, "der totgesagte Patient erfreut sich bester Gesundheit". Es werde plangemäß an der Einreichplanung gearbeitet (der Abschluss war für Februar vorgesehen), und die Entscheidung über die Finanzierung soll in den nächsten Wochen fallen.

Zusätzlich sorgte nun die neue Parteimanagerin der SPÖ für Irritation. In einem "Kurier"-Interview hinterfragte Barbara Novak, ob denn alle Infrastrukturbereiche in der Innenstadt angesiedelt sein sollten, etwa "ob ein Wien-Museum unbedingt im ersten Bezirk stehen muss oder nicht vielleicht in Favoriten". Dabei habe es sich um ein fiktives Beispiel gehandelt, erklärt ihre Sprecherin auf Anfrage. Also keine neue Debatte über den Standort? Nein, versichert auch das Büro Mailath-Pokornys, das sich bei Detailfragen allerdings weiterhin zugeknöpft gibt.

Baukosten womöglich höher als geplant

Zum besseren Verständnis: Noch im Herbst 2015 hatte Mailath-Pokorny den Spatenstich für 2017 avisiert und das zugehörige Budget mit 70 bis 100 Millionen Euro beziffert. Wie berichtet, dürften die Gesamtkosten jedoch darüber liegen. Einem "Falter"-Artikel zufolge liegt die aktuelle Kalkulation bei zumindest 112 Millionen, wobei Experten 150 Millionen für realistischer halten.

Zur Frage der Höhe der derzeit geschätzten Gesamtkosten übt sich Mailath-Pokorny in Schweigen. Etwa auch in der seit Mittwoch vorliegenden Beantwortung einer detaillierten Anfrage der Neos vom Dezember. Demnach gehe es um eine Größenordnung, die "mit jener anderer Museumsbauten in Europa vergleichbar" sei. Das sei ja wohl ein Witz, kontert Beate Meinl-Reisinger, die den Umgang mit dem Anfragerecht der Opposition angesichts der dürftigen Angaben als Hohn empfindet.

Alternatives Finanzierungsmodell wird geprüft

Derzeit wird ein Modell geprüft, bei dem sowohl die Erbauung als auch der Betrieb an private Investoren ausgelagert würde. Eine auf 25 Jahre angelegte Variante würde sich am Ende auf 228 Millionen Euro summieren. Bei Großprojekten ergebe eine Public-Private-Partnership aufgrund des Risikoumfangs durchaus Sinn, betont Meinl-Reisinger. Aber es könne doch nicht sein, "dass sich Wien als Kulturstadt nicht einmal einen solchen Museumsbau leisten kann".

Insgesamt ortet die Wiener Neos-Chefin eine generelle Planlosigkeit. In eine ähnliche Kerbe schlägt die ÖVP-Planungssprecherin und fordert "eine professionelle und ressourceneffiziente" Abwicklung. Zumal "bereits 4,8 Millionen Euro an Steuergeld" in dieses Projekt geflossen seien, kritisiert Elisabeth Olischar. (Olga Kronsteiner, 22.2.2018)