Ingeborg Freudenthaler und die Tiroler Adlerrunde finden den Tiroler Wahlkampf zu wenig kantig.

Foto: Tiroler Adlerrunde

Innsbruck – Aus Sicht der Wirtschaftstreibenden sei der Tiroler Landtagswahlkampf eine zu kuschelige Angelegenheit ohne viele Ecken und Kanten gewesen, erklärt Ingeborg Freudenthaler. "Die Parteien wollten den Menschen das Bild vermitteln, dass man nicht streitet", sagt die Firmenchefin und Sprecherin der Tiroler Adlerrunde, einem Verbund von 42 namhaften Unternehmen.

Viele Mitglieder des Verbundes sind offene ÖVP-Unterstützer und scheinen auch im Personenkomitee von Landeshauptmann Günther Platter auf. Die schwarz-grüne Koalition ist in der Adlerrunde nicht sonderlich beliebt, gelten die Grünen den Unternehmern doch als Bremser.

"Im Zweifel für die Wirtschaft"

Doch das große Problem aus Sicht der Adlerrunde ist der Mangel an politischen Ideen: "Die Wirtschaft boomt im Moment, und da denken viele, man müsse sich keine Gedanken um die Zukunft machen." Dabei sei genau jetzt der Zeitpunkt zu handeln. Freudenthaler lässt nicht gelten, dass die Landespolitik sich bei vielen Themen als unzuständig erklärt: "Nicht alles ist Bundessache. Das beginnt bei einer wirtschaftsfreundlichen Stimmung." Auch bei Themen wie der Öffnung des Arbeitsmarkts – die Adlerrunde fordert leichteren Zugang für ausländische Arbeitskräfte in Mangelberufen – seien Land und Bund gleichermaßen gefordert.

Viele Parteien, von den Neos über die SPÖ bis hin zur ÖVP, haben die Digitalisierung unter dem Thema Standortpolitik ganz oben auf ihrer Agenda. Für die Adlerrunde eine gute Idee, aber eben nicht mehr, wie Freudenthaler erklärt: "Das ist ein Punkt, der seine Berechtigung hat, aber das ist keine Vision, die uns weiterbringt."

Die wahren Probleme liegen für die Unternehmer anderswo, etwa im "dringend nötigen Bürokratieabbau". Geht es nach den Unternehmern, sollten sich Beamte als Helfer der Wirtschaft verstehen, und sie verlangen Zeitvorgaben für Behördenverfahren, wie Freudenthaler erklärt: "Die Maxime sollte lauten: Im Zweifel für die Wirtschaft. Beamte sollen ermöglichen, nicht verhindern."

Bundespolitik als Vorbild

Die Adlerrunde versteht sich als Advokatin der rund 17.400 Tiroler Familienunternehmen und fordert mehr Rücksicht der Behörden auf deren Bedürfnisse: "Im Tourismus sieht man bereits deutlich, wohin es führt, wenn man diese Gruppe vernachlässigt: zum Ausverkauf der Heimat." Man zeichnet ein düsteres Bild von ausländischen Investoren, die die heimische Wirtschaft aufkaufen. Dem gelte es mithilfe der Politik entgegenzutreten. Und wie sich die Adlerrunde wirtschaftsfreundliche Politik vorstellt, exerziere derzeit die ÖVP auf Bundesebene vor. (ars, 22.2.2018)