Ernst Baumeister ist Trainer und Sportchef bei der Admira, zeigt die Richtung an. "Wir können immer nur überraschen."

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Wien – Ernst Baumeister ist kein Mann fürs Komplizierte. Der 61-Jährige lehnt Überinterpretationen entschieden ab, die Admira ist nämlich nur aus einem Grund Tabellendritter. "Weil wir gut Fußball spielen." Wobei schon gesagt werden muss: "Da steckt viel Arbeit dahinter." Ob es an der eigenen Stärke oder der Schwäche der anderen Vereine liegen mag, ist erstens wurscht und zweitens "ein Mittelding. Viele Klubs sind nicht dort, wo man sie erwartet hat." Paradebeispiel ist die Austria, die am Samstag in der Südstadt gastiert und zehn Zähler Rückstand auf Baumeister hat. "Es ist so, dass wir stets unterschätzt werden. Warum, ist mir unklar, schließlich waren wir in den vergangenen Saisonen Vierter und Sechster. Für uns ist die Lage gut. Es gibt wenig Druck, man kann in Ruhe siegen und verlieren."

Nur drei Punkte

Vor einer Partie gegen seinen Herzensklub Austria wird Baumeister permanent gefragt, ob das etwas Besonderes sei. Und er antwortet: "Nein, ist mir wurscht, es geht um drei Punkte." Okay, als Spieler ist er mit der Austria achtmal Meister und viermal Cupsieger geworden, 1978 stand er im Europacupfinale, das 0:4 gegen Anderlecht ist seit knapp 40 Jahren verarbeitet. "Ich bin jetzt Trainer. Alles, was ich mache, ist zu hundert Prozent Herzensangelegenheit." Zwischen 2009 und 2013 coachte er Union Mauer. "Da war ich zu hundert Prozent Mauer." Baumeister bezeichnet sich als Coach der alten Schule, "was immer das auch heißen mag. Ich bin eher Bauch- als Laptopmensch." Wobei er betont, die Zeichen der Zeit erkannt zu haben. "Ich entwickle mich weiter."

Seit 2015 ist er in der Südstadt (wie schon von 2005 bis 2008). Ursprünglich als sportlicher Leiter eingestellt, sprang er immer wieder als Trainer ein. Zuletzt, im September, als Damir Buric zum deutschen Zweitligisten Greuther Fürth wechselte. Baumeister überlegte kurz, entschied sich für die Doppelbelastung. "Mir ist der Platz etwas näher als das Büro." Sollte es schieflaufen, müsste er sich eigentlich selbst rausschmeißen. "Es gibt aber schon noch einen Vorstand."

Die Admira muss andauernd die besten Kicker abgeben. Jüngstes Beispiel ist Christoph Knasmüllner, der zwölffache Torschütze hat im Winter bei Barnsley angeheuert. Baumeister: "Das ist halt unser Los. Wir sind ein Ausbildungsverein." Finanziell eher klamm, schöpft man aus dem eigenen Reservoir, zieht die Amateure hoch. "Das machen andere Klubs auch. Nur dürfen sich bei uns die jungen Spieler richtig schlechte Leistungen leisten, sie erhalten weitere Chancen. Unser Luxus ist, Geduld haben zu dürfen. Bei Rapid oder Austria geht das nicht." Die Kluft zu den international bedeutsamen Ligen werde größer. "Als ich aktiv war, war das noch ein wenig anders. Nun muss uns klar sein, dass unsere Besten im Ausland engagiert sind. Salzburg ist sicherlich eine Ausnahme, aber auch sie sind letztendlich Lieferanten."

Keine Kopie

Ein Erfolgsgeheimnis der Admira sei der Zusammenhalt. "Unser ältester Spieler ist 26. Jeder macht eine ähnliche Karriere, jeder wird sofort integriert." Baumeister mag auch die schwierigen Charaktere. Die Burschen sagen "Du Trainer" oder "Sie Trainer", Respekt ist für ihn keine Frage der Anrede. "Für manche bin ich Vaterfigur. Ich bin authentisch, kopiere niemanden. Das wäre der größte Blödsinn." Mit dem Spieler Baumeister hätte Trainer Baumeister Probleme gehabt. "Aber da ich schwierige Typen mag, hätte ich ihn hinbekommen."

Die Austria, sagt er, spiele in der Südstadt immer gut. "Wir sind im Prater besser." Der dritte Platz sei eine Momentaufnahme. "Wir können gelassen sein. Egal, was passiert, wir stehen gut da. Wir stellen keine Ansprüche, deshalb übertreffen wir uns selbst." Der sportliche Leiter Baumeister ist mit Trainer Baumeister zufrieden, der Vertrag gilt bis 2019. "Auch eine Momentaufnahme. Wir haben keinen Karriereplan." (Christian Hackl, 23.2.2018)