Sydney – Radikalmaßnahmen gegen einen unliebsamen Eindringling: Australien will dem vor mehr als 160 Jahren eingeführten Karpfen mit einer umstrittenen Strategie den Garaus machen. Die Regierung plant, ein Herpes-Virus in Australiens größtem Flusssystem Murray-Darling-Becken im Südosten des Kontinents zu verbreiten.

Dort machen die Karpfen (Cyprinus carpio) heute 80 bis 90 Prozent der Fischmasse aus. Ziel ist es, die Anzahl der Karpfen zu verringern und heimische Arten vor weiterer Verdrängung zu schützen. Doch Wissenschafter warnen, der knapp 10 Millionen Euro teure Plan berge Risiken. Zunächst müssten mehr Daten zu Sicherheit und Effizienz vorliegen, bevor das kostspielige und unumkehrbare Experiment losgehe, fordern sie in einem Beitrag im Wissenschaftsmagazin "Science".

Bei dem Erreger handelt es sich um das karpfen-spezifische Virus CyHV-3, von dem angenommen wird, dass es nicht natürlich in Australien vorkommt und Zuchtkarpfen innerhalb kurzer Zeit dezimiert. Die Wirksamkeit schätzen die Wissenschafter aber eher als gering ein. Dies zeigten bisher gewonnene Daten. So sei das Virus bei Temperaturen über 30 Grad Celsius nicht mehr ansteckend. "Infizierte Karpfen flüchten sich in wärmere Gewässer, von denen es viele in Australiens Flüssen gibt", schrieb Jonathan Marshall von der Griffith Universität in Nathan zusammen mit Kollegen. Damit könnten sich auch infizierte Fische weiter reproduzieren. Zudem könne nicht ausgeschlossen werden, dass sich heimische Fischarten ebenfalls infizieren.

Ursprünglich war der Karpfen in den 1860er-Jahren zum Aufbau von Fischfarmen in Australien eingeführt worden. Eine Karpfen-Linie, die Boolara, geriet in den 1960er-Jahren dann aber aus Versehen in das Flusssystem. Seitdem vermehren sich die Fische und dominieren über heimische Arten. Karpfen können sich den Forschern zufolge sehr gut auf viele Lebensräume einstellen, auch bei schlechter Wasserqualität. (APA, dpa, 25.2.2018)