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Wärmer wird's grade nicht.

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Rund um den Balaton in Ungarn verschwinden die Bänke unter den Schnee- und Eismassen.

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Im Wiener Stadtpark ist der Teich teils zugefroren.

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Wien – Bereits der Beginn der Kältewelle hat laut der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) für neue Rekorde gesorgt: In St. Michael im Lungau in Salzburg wurden am Montag in der Früh minus 25,2 Grad gemessen. Das ist seit Beginn der Messreihe im Jahr 1968 der tiefste jemals im Februar verzeichnete Wert. Der alte Rekord lag hier bei minus 24,6 Grad am 3.2.1991. Auch in Flattnitz in Kärnten wurde am Montag mit minus 25,4 Grad ein neuer Februar-Kälterekord verzeichnet. Der bisherige Rekord stammte hier vom 27.2.1986 mit minus 23,0 Grad (die Messstation besteht seit 1970, Anm.).

Die klirrende Kälte hat Österreich fest im Griff ("ZiB 1"-Beitrag).
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Stellenweise wurden noch nie so spät im Jahr ganztägig so tiefe Temperaturen wie am Montag gemessen. Zum Beispiel lag die Höchsttemperatur am Montag in Reutte in Tirol bei minus 11,6 Grad. Die bisher tiefste Höchsttemperatur zu dieser Jahreszeit (Auswertung für Ende Februar bis März) war hier minus 11,0 Grad am 6.3.1971. Ähnliches gilt für Seefeld in Tirol: Hier kam die Temperatur am Montag nicht über minus 12,3 Grad hinaus. Der bisher tiefste Höchstwert so spät im Jahr war minus 12,2 Grad am 6.3.1971.

Die Nacht auf Montag war die kälteste dieses Winters in Österreich – Die Messanlage der Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik am Tiroler Brunnenkogel zeigte minus 30,3 Grad, jene am Dachstein/Gletscher minus 26,9. In Wien wurden auf der Jubiläumswarte minus 15,8 Gradgemessen.

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Am Mittwoch erreicht die Kälte ihren Höhepunkt

Daran wird sich auch an den nächsten beiden Tagen wenig ändern, es bleibt kalt, was zum internationalen Eisbärtag am Dienstag passt. Der Zenit wird laut Hoher Warte wohl in der Nacht auf Mittwoch erreicht: Die Temperatur kann dann sogar im Osten auf minus 20 Grad fallen.

Ab Donnerstag werden durch ein Tiefdruckgebiet über dem Atlantik über eine Südwestströmung mildere Luftmassen Österreich erreichen. An der Alpennordseite ist Föhn zu erwarten, was tagsüber Plusgrade bringen könnte. Im Osten hingegen bleibt es bis zum Wochenende bei minus zehn Grad, Hochnebel über dem Wiener Becken hält die kühle Luft gefangen. Erst danach seien wieder zarte Plusgrade möglich.

Eisige Luft aus Russland

Die sibirische Kälte verdanken wir eisiger Luft aus Russland. Bisher gab es in diesem Winter eher Westlagen, weshalb er eher mild verlaufen war.

Bei der klirrenden Kälte dürfte der Schal übrigens legal sein. Das Verhüllungsverbot macht aus "gesundheitlichen Gründen" eine Ausnahme. Gesetzesverstöße seien in Wien sowieso nicht im wahrnehmbaren Bereich, heißt es von der Polizei.

Harald Hertz, Chefarzt beim Roten Kreuz in Wien, gibt Tipps gegen die Kälte (Beitrag der ORF-Sendung "Mittag in Österreich").
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Eine Warnung spricht die MA 45 aus: "Die Gefahr, auf Natureis einzubrechen, ist groß", sagt Gerald Loew. Gewässer wie die Alte und die Neue Donau werden durch Wasserzuflüsse gespeist, die rund sieben Grad warm sind. Für sicheres Eislaufen sollte man daher in allen Bundesländern auf angelegte Eisflächen ausweichen.

Notschlafstellen wurden aufgestockt

Die Notschlafstellen in Wien für obdachlose Menschen wurden schon am Wochenende verstärkt in Anspruch genommen. Deren Zahl wurde jetzt aufgestockt, um drohende Engpässe zu vermeiden.

"Wir sind schon gut ausgelastet", berichtete der Leiter der Wohnungslosenhilfe im Fonds Soziales Wien (FSW), Kurt Gutlederer, im APA-Gespräch. Die Zahl der Notschlafplätze wurde aktuell um 45 erhöht. Damit stehen insgesamt 1.275 Plätze zur Verfügung, die laut Gutlederer in den vergangenen Tagen bereits zu 95 Prozent belegt waren. Das sei zwar ein hoher Wert, bedeute aber gleichzeitig auch, dass es noch Reserven gebe, wie er betonte.

Hochbetrieb auch in Caritas-Quartieren

In den Wärmestuben und Notquartieren der Wiener Caritas herrscht angesichts der klirrenden Kälte jedenfalls Hochbetrieb. "Ich würde die Situation als angespannt, aber gut unter Kontrolle beurteilen", sagte Klaus Schwertner, Generalsekretär der Wiener Caritas, am Montag: "Das Ziel lautet, dass auch heuer – wie im Vorjahr – kein Mensch erfriert."

"Die Winterhilfe ist gut vorbereitet. Die Planungen beginnen bereits im August", sagte Schwertner. Wer Menschen ohne Obdach sieht, kann rund um die Uhr beim Kältetelefon der Caritas unter der Nummer 01 / 480 45 53 anrufen und Hilfe holen. "Die Telefone laufen heiß", sagte Schwertner. Seit Anfang November sind 4.550 Anrufe beim Kältetelefon eingegangen. Während es üblicherweise durchschnittlich 30 Anrufe pro Tag sind, waren es am gestrigen Sonntag, dem Beginn der Kältewelle, die die ganze Woche anhalten soll, mehr als 170 Anrufe, berichtete er.

"Auch heute läutet seit den frühen Morgenstunden das Telefon", erzählte Schwertner. Bei medizinischen Notfällen sei aber die Rettung zu rufen, betonte er: "Wir funktionieren nicht wie die Rettung, wir versuchen Menschen in die Notquartiere zu bringen."

Kältebus und Streetworkteams im Einsatz

Die Caritas ist mit dem Kältebus bis in die Nacht auf den Straßen unterwegs. Auch mehrere Streetworkteams der Stadt sind im Einsatz. "Das Zusammenspiel funktioniert sehr gut", ist Schwertner zufrieden. In Absprache mit den ÖBB wurden auch die Teams in den Bahnhöfen aufgestockt und etwa auf den Bahnhof Floridsdorf erweitert. Die ÖBB seien derzeit "sehr kulant", wenn sich obdachlose Menschen auf den Bahnhöfen aufhalten, zeigte er sich dankbar.

Auch in den Tageszentren und den Wärmestuben ist der Andrang groß. In den vergangenen Tagen wurden jeweils rund 600 warme Mahlzeiten in der Gruft ausgegeben, berichtete Schwertner. Hier sei Obdachlosigkeit "nur die Spitze des Eisbergs". "Es kommen viele Menschen, die zwar ein Zimmer haben, aber nicht heizen können."

Verteilung von winterfesten Schlafsäcken

Trotz der extremen Kälte wollen einige Menschen nicht in den Notquartieren übernachten und schlafen nach wie vor auf der Straße. An diese verteile man derzeit verstärkt winterfeste Schlafsäcke, die auch bei bis zu minus 24 Grad schützen. Bei ihnen handle es teilweise um Personen, die sich zu Gruppen zusammengeschlossen haben und fürchten, auf unterschiedliche Quartiere aufgeteilt zu werden, erzählte Schwertner.

Die größere Gruppe seien aber Menschen mit psychischen Erkrankungen, die Räume, in denen sich viele Personen aufhalten, schwer aushalten würden. Einmal in der Woche sei die Caritas daher mit einem Psychiater auf der Straße unterwegs, um Menschen, die sich dadurch selbst gefährden, notfalls in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen.

Wer helfen möchte, kann für das Gruft-Winterpaket spenden. Um 50 Euro beinhaltet es einen winterfesten Schlafsack und eine warme Mahlzeit. Auch Sachspenden sind immer wieder gefragt, wobei man sich erkundigen sollte, was aktuell benötigt wird.

Ausblick: Es bleibt kalt

Am Dienstag überwiegen in weiten Teilen des Landes die Wolken, nur ganz im Westen scheint ein wenig die Sonne. Vor allem in den nördlichen Staulagen sowie ganz im Südosten kann es zeitweise auch unergiebig schneien. Im Osten und Südosten bläst mäßiger bis lebhafter Nordwest- bis Nordwind, sonst ist es windschwach. In der Früh bewegen sich die Temperaturen zwischen minus 17 und minus sieben Grad und erreichen tagsüber minus neun bis minus vier Grad.

Im Osten gibt es am Mittwoch teils stärkere Bewölkung, sonst scheint aber nach Auflösung lokaler Nebel- oder Hochnebelfelder meist die Sonne. Der Wind weht schwach bis mäßig aus Nordwest bis Ost. Die Frühtemperaturen fallen auf minus 20 bis minus elf Grad, in manchen Alpentälern auch darunter. Im Laufe des Tages werden minus 9 bis minus ein Grad erwartet, nur in Vorarlberg könnten es auch knapp über null Grad sein.

Am Donnerstag verdichten sich im Westen und Südwesten die Wolken, hier kann es im Tagesverlauf besonders in den Südstaulagen etwas schneien, an der Alpennordseite kann es leicht föhnig werden. In den übrigen Regionen überwiegt von ein paar Wolkenfeldern und lokalen Nebelfeldern abgesehen aber der Sonnenschein. Der Wind weht schwach bis mäßig, im Osten und in den Föhnstrichen im Westen teils lebhaft aus Ost bis Süd. Die Frühtemperaturen betragen minus 17 bis minus drei Grad, in manchen Tälern nochmals unter minus 20 Grad. Die Tageshöchsttemperaturen liegen im Westen bei minus drei bis plus drei Grad, überall sonst noch bei minus sieben bis null Grad.

Im Süden und Osten ziehen am Freitag vermehrt Wolken und Hochnebel auf. Örtlich kann es in den Südstaulagen etwas Niederschlag geben. Sonst ist es trocken und zeitweise noch sonnig. An der Alpennordseite wird es regional föhnig. Der Wind weht schwach bis mäßig, tagsüber teils auflebend aus Südost bis Süd. Nach minus zwölf bis plus ein Grad in der Früh steigen die Temperaturen tagsüber auf minus drei bis plus sieben Grad, mit den höchsten Temperaturen an der Alpennordseite. (APA, red, 26.2.2018)

Zu den Berufsgruppen, die ihren Job trotz Kälte im Freien verüben müssen, zählen zum Beispiel Pannenfahrer oder die Flughafenbediensteten am Rollfeld des Flughafens Schwechat (Beitrag der ORF-Sendung "Mittag in Österreich").
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