Genmais hat gegenüber herkömmlichem Mais auch ökologische und gesundheitliche Vorteile, meinen italienische Forscher nach Durchsicht zahlreicher begutachteter Studien.

APA/dpa/Carsten Rehder

Pisa/Wien – In Österreich hat die Sache längst religiöse Züge angenommen: Alles, was nur irgendwie an Gentechnik anstreift, ist des Teufels. Der Konsum von Lebensmitteln, die genetisch modifiziert wurden, gilt als gesundheits- und umweltschädlich. Es sei denn, es handelt sich um gentechnisch hergestelltes Insulin, das direkt in den Körper gespritzt wird.

Der internationale Siegeszug des Genmais

Eine der "beliebtesten" gentechnisch veränderten Pflanzen ist neben Soja der sogenannte Genmais. In Österreich und einigen anderen europäischen Ländern ist der Anbau strikt verboten, weltweit sieht es etwas anders aus. Da wurden die Anbauflächen immer mehr ausgeweitet: 2015 hat man global 53,6 Millionen Hektar dieser transgenen Maissorte kultiviert – davon rund 33 Millionen in den USA. Das ist fast ein Drittel der 185 Millionen Hektar Mais, die insgesamt angebaut werden.

Aber um was handelt es sich eigentlich, wenn von Genmais die Rede ist? Das ist im Normalfall eine Sorte, die gentechnisch so verändert wurde, dass sie das Bt-Protein bildet (deshalb auch der Name Bt-Mais.) Das wird ursprünglich vom Bodenbakterium Bacillus thuringiensis erzeugt und wirkt tödlich auf Insekten. Dieses Gen wurde ins Erbgut des transgenen Maises eingeschleust, was dazu führt, dass sich die Fressfeinde (insbesondere der Maiszünsler) beim Maiskonsum vergiften.

Durchsicht von 6.006 Studien

Elisa Pellegrino (Scuola Superiore Sant'Anna in Pisa) und ihre Kolleginnen und Kollegen haben für ihre neue Meta-Analyse im Fachblatt "Scientific Reports" mehr als 6.000 Studien durchgesehen, die zwischen 1996 und 2016 in Fachzeitschriften mit Peer-Review erschienen sind, und haben dann die für ihre Fragestellungen geeigneten ausgewertet: Wie gut oder schlecht ist Genmais für die Umwelt und ist er zielgenau bei der Bekämpfung schädlicher Insekten? Was ist im Hinblick auf die gesundheitlichen Folgen für den Menschen insbesondere im Hinblick auf Pilztoxine bekannt?

Offensichtlich ist, dass transgener Mais weltweit je nach Standort durchschnittlich zwischen 5,6 und 24,5 Prozent höhere Erträge bringt als konventionell produzierte Varianten. Zudem gelang es mit dem Bt-Mais, den Einsatz von Insektiziden zu reduzieren. Transgener Mais sei laut der Meta-Analyse auch recht zielgenau bei der Bekämpfung der gewünschten Insekten: Der Maiszünsler wird mit Bt-Mais – zumindest bislang – effektiv reduziert. Einen kleinen Kollateralschaden gebe es nur bei den parasitären Brackwespen, die ihrerseits den Maiszünsler befallen.

Weniger Pilztoxine

Im Hinblick auf die gesundheitlichen Effekte nahmen die Forscher vor allem die Pilzgiftkontamination von Mais und Genmais unter die Lupe. Diese Toxine belasten die menschliche Gesundheit schwer und gelten als potenziell krebserregend und allergen. Laut der Metastudie von Pellegrino würden die einschlägigen Untersuchungen zum Ergebnis kommen, dass die Konzentration von drei verschiedenen Pilzgiften beim Genmais um jeweils ein Drittel niedriger liegt als bei den gentechnikfreien. Der Grund ist leicht erklärt: Insektenfraß schwächt die Pflanze und macht sie anfälliger für Pilze.

Die Schlussfolgerungen der Forscher liegen auf der Hand: Gentechnisch veränderter Mais ist konventionellen Sorten überlegen und schont sowohl die Umwelt wie auch die Gesundheit der Menschen. An der österreichischen Haltung zum Thema Gentechnik werden solche Argumente natürlich nichts ändern – siehe oben. (Klaus Taschwer, 26.2.2018)