Soldaten, im Bild Mitglieder der Alpineinsatzgruppe West aus Amstetten in Annaberg im Assistenzeinsatz im Februar 2009, können sich das Wetter nicht aussuchen.

Foto: Bundesheer/Michael Wurmetzberger

Wien – Die frostigen Temperaturen der letzten Tage sind auch für Rekruten des österreichischen Bundesheeres eine Herausforderung: Für jene Grundwehrdiener etwa, in deren Ausbildung gerade eine Woche vorgesehen ist, in der auch im Freien übernachtet wird. Den STANDARD erreichte diesbezüglich ein anonymes Schreiben, in dem kritisiert wird, dass die Grundwehrdiener des Kommandos Führungsunterstützung und Cyber-Defence am Truppenübungsplatz Bruckneudorf seit Montag bis einschließlich kommenden Freitag, also die gesamte Kältewoche über, im Freien in Zelten schlafen müssten.

Zudem habe der zuständige Truppenarzt "die Anweisung bekommen, keine Befreiungen auszustellen". Was zur Folge hätte, "dass nun auch Grundwehrdiener mitkommen müssen, die nicht gesund und fit sind", warnt der Autor des Schreibens.

Reaktion auf Vorwürfe

Mit den Vorwürfen vom STANDARD konfrontiert, wies Bundesheersprecher Michael Bauer darauf hin, dass die Grundwehrdiener bereits in der Nacht vom 26. auf den 27. Februar in einer festen Unterkunft übernachtet hätten. "Grundsätzlich gilt schon: Ein Soldat muss bei jeder Witterung im Freien schlafen können", so Bauer im Gespräch mit dem STANDARD, "aber natürlich haben wir gerade nach dem Todesfall in Horn im Vorjahr besondere Obacht mit unseren Grundwehrdienern", so Bauer weiter. Man habe die jungen Soldaten auch angehalten, bei der Kälte gegenseitig aufeinander Acht zugeben, "das lernt ein Soldat", betont Bauer. Es gebe auch regelmäßig heißen Tee, mit dem die Rekruten im Freien versorgt würden.

Im Laufe des Dienstags wolle man noch entscheiden, ob man nicht auch die restliche Woche in festen Unterkünften schlafen werde. "Wenn ein Soldat sich gar nicht mehr erwärmen kann, gibt es aber auch immer während der Nacht die Möglichkeit, in die Kaserne zu gehen, die ist ja nur ein paar hundert Meter entfernt", erklärt der Oberst.

Arzt haftet persönlich

Zu den angeblichen Anweisungen an den Truppenarzt meint Bauer: "Der Arzt haftet ja persönlich dafür, wenn ihm ein Rekrut sagt, es geht ihm nicht so gut und er ihn trotzdem hinausschickt." Zurzeit seien vier Rekruten in der Krankenabteilung der Kaserne aufgenommen, vier weitere wurden in die Kaserne nach Wien zurückgeschickt. "Aber nicht weil sie Erfrierungen gehabt hätten, sondern das sind ganz verschiedene andere Krankheitsfälle", sagte Bauer.

Im anonymen Schreiben war auch die Ausrüstung der Rekruten, insbesondere schlechte Lederhandschuhe, die den tiefen Temperaturen nicht standhalten würden, bemängelt worden. Bauer dazu: "Die Grundwehrdiener dürfen ihre privaten Handschuhe verwenden, aber ich glaube auch, die Person, die das geschrieben hat, kennt unsere Ausrüstung von 2018 nicht. Ich nehme die sogar privat für Bergtouren."

Für den Ofen zuständig

Wenn in Zelten übernachtet werde, sei zudem immer ein Soldat "für den Ofen zuständig", so Bauer, "da wird es dann in so einem Zelt eher zu warm als zu kalt, manchmal hat es 25 Grad, da kann man kaum schlafen". (Colette M. Schmidt, 27.2.2018)