Vielen Unternehmen fällt es nicht leicht, potenzielle neue Mitarbeiter anzusprechen. Eine spezielle Herausforderung ist es, Junge zu erreichen. Sie lesen kaum klassische Stellenanzeigen, verbringen ihre Zeit eher auf Social-Media-Plattformen. Auf dieses Terrain begeben hat sich nun die Glaserei Sterz aus Niedersachsen – ihr Geschäftsführer wirbt mit einem Facebook-Video um Lehrlinge. Das Video, Mitte Februar veröffentlicht, wurde mittlerweile über drei Millionen Mal aufgerufen.

"Mich interessiert nicht, wo du herkommst oder welche Schulbildung du hast", sagt Glasermeister Sven Sterz im Video.

Die Aufträge werden mehr, aber der Nachwuchs bleibt aus. Als auf eine klassische Stellenanzeige im vergangenen Jahr keine einzige Rückmeldung kam, habe sich ihr Mann gedacht: "Irgendwie muss ich ja die Jugend erreichen", sagt Claudia Sterz, die im Betrieb die Planung und Koordination übernimmt, im Gespräch mit "Zeit Online".

"Aufgeben ist keine Option"

Gepostet wurde der Beitrag an einem Freitagabend – schon am Montagmorgen seien Interessenten Schlange gestanden, sagt Sterz. 17 hätten ihre Bewerbung persönlich abgegeben, zudem habe man etliche Mails und Zusendungen erhalten. Sterz erklärt sich den Erfolg des Videos auch mit der Art und Weise, wie ihr Mann die Jungen anspricht: "Sie haben das Gefühl, da ist jemand, der ihnen eine Chance gibt."

Ihn interessiere nicht, "wo du herkommst oder welche Schulbildung du hast", sagt Sven Sterz. Er offeriert, 100 Euro über der regulären Ausbildungsvergütung zu zahlen. Übernommen würden die Reisekosten zur Berufsschule nach Bremen. Außerdem erhielten die Auszubildenden finanzielle Unterstützung beim Führerschein. "Aufgeben oder abbrechen der Ausbildung nach dem Motto 'Die anderen sind schuld' sind keine Option", stellt Sterz jedoch klar.

Beispiele aus Österreich

Damit, wie man soziale Medien nutzen kann, um Junge in unbeliebte Branchen zu locken, wird auch in Österreich experimentiert. Die Bundesinnung der Friseure hat beispielsweise die "Digitale Lehrlingsinitiative" gestartet: Friseurlehrlinge aus den neun Bundesländern sollen dabei über ihren Berufsalltag bloggen. Am Donnerstag ging der erste Beitrag online.

Die Bundesinnung der Friseure lässt in ihrer Kampagne die Jungen selbst erzählen, was einen im Job erwartet.

Nachwuchs zu gewinnen werde immer schwieriger, heißt es in einem Statement. Damit sie sich für den Beruf interessieren, müsse man den Jugendlichen Vorbilder bieten, "das kann aber nur auf Augenhöhe und authentisch passieren", sagt Wolfgang Eder, Bundesinnungsmeister der Friseure, zum STANDARD. (lib, 2.3.2018)