Boston – Passend zur Debatte um die US-Waffenpolitik, die aktuell nach einem schrecklichen Schulmassaker in Florida mit 17 Toten wieder geführt wird, haben Wissenschafter ein bezeichnendes Studienergebnis vorgelegt: Wenn Zehntausende Waffenfans in den USA zur Jahrestagung der Waffenlobby NRA (National Rifle Association) zusammenkommen, sinkt die Zahl der Schussverletzungen im Land. Das schließen Forscher der Harvard Medical School in Boston und der Columbia University in New York aus der Analyse von Versicherungsdaten von 2007 bis 2015.

20 Prozent weniger Schussverletzungen

Demnach gibt es in den USA während der mehrtägigen Zusammenkünfte 20 Prozent weniger Verletzungen durch Schusswaffen als an gleichen Tagen in den jeweils drei Wochen zuvor und danach.

Während der NRA-Tagungen lag die Rate der Schussverletzungen bei 1,25 pro 100.000 Menschen, sonst waren es 1,5, wie Anupam Jena und Andrew Olenski in der Fachzeitschrift "New England Journal of Medicine" berichten. Die Zahlen belegen nach Ansicht der Autoren, dass solche Verletzungen nicht nur – wie oft behauptet – auf den Umgang ungeübter Novizen mit Waffen zurückgehen, sondern auch erfahrenen Menschen passieren können. Die NRA-Tagungen besuchen nach Angaben der Forscher 80.000 oder mehr Menschen.

Keine Kausalität

Die Wissenschafter weisen darauf hin, dass ihre Untersuchung eine Beobachtungsstudie sei. Deshalb könne daraus keine Kausalität abgeleitet werden. Aber: "Egal, wie man zu Waffen steht, wir sollten alle anerkennen, dass eine Schusswaffe zu besitzen und zu benutzen ein Risiko bedeutet", sagt Jena.

Im Jahr 2014 gab es nach Angaben von US-Gesundheitsbehörden mehr als 65.000 beabsichtigte und fast 16.000 unbeabsichtigte Schusswaffen-Verletzungen in den USA. Fast 2000 davon betrafen Menschen unter 18 Jahre. (APA, red, 1.3.2018)