Als sie Alexander Van der Bellen 2008 an der Parteispitze nachfolgte, setzte Eva Glawischnig eine Professionalisierung der Grünen in Gang.

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Für die musikalische Karriere hat es nicht gereicht: Die Aufnahmeprüfung für ein Jazzstudium in Graz konnte die 18-jährige Eva Glawischnig nicht bestehen, als Plan B inskribierte sie Jus. Von da an stand die Arbeit der in Seeboden am Millstätter See Aufgewachsenen im Zeichen des Einsatzes für Schwache und jene, die keine Stimme haben.

Ihre Dissertation verwandelte sie in eine Klage gegen ein grenznahes Atomkraftwerk. Schon während des Studiums engagierte sich die Tochter von Wirtshausbetreibern bei der Umweltschutzorganisation Global 2000. 1993 beriet Glawischnig Aktivisten, die die Baustelle für eine geplante Schnellstraße zwischen Liezen und Stainach besetzten. Weil eine seltene Vogelart dort brütete, konnten die Naturschützer den Bau der Straße verhindern.

Mitte der 1990er stieg die Kärntnerin bei den Wiener Grünen als Mitarbeiterin im Umweltbereich ein. 1999 zog sie in den Nationalrat ein, wurde Umwelt- und später auch Verfassungssprecherin des grünen Klubs. 2002 stand sie als Stellvertreterin hinter Partei- und Klubchef Alexander Van der Bellen.

Beitrag aus der "ZiB" um 13 Uhr.
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Als sie ihrem Vertrauten 2008 an der Spitze nachfolgte, setzte Glawischnig eine Professionalisierung der Partei in Gang, die den Grünen 2013 mit 12,4 Prozent das beste Ergebnis ihrer Geschichte bei einer Nationalratswahl sowie Beteiligungen an Landesregierungen einbrachte. Und Kritik an "weichgespülten" politischen Kampagnen, wenngleich die Partei sich unter ihr immer noch gegen Korruption und für Umweltschutz einsetzte – und ein Verbot des kleinen Glücksspiels forderte.

Die damalige Grünen-Chefin war es auch, die ihren Vorgänger bekniete, für das Amt des Bundespräsidenten zu kandidieren. Der massive Einsatz der Grünen im Wahlkampf brachte Van der Bellen in die Hofburg – und die Partei an ihre Grenzen. Anhaltende Rücktrittsgerüchte, der Konflikt mit der Parteijugend und dem später abtrünnigen Abgeordneten Peter Pilz sowie gesundheitliche Probleme brachten die mit dem Ex-Journalisten Volker Piesczek verheiratete Mutter zweier Söhne dazu, sich im Mai 2017 zur Gänze aus der Politik, die sie stets als Kampf für die Schwachen verstand, zurückzuziehen.

Am Freitag präsentierte der Glücksspielkonzern Novomatic eine neue "Verantwortungsmanagerin": Eva Glawischnig, heute 49, die damit einen erstaunlichen Seitenwechsel vollzogen hat. (Sebastian Fellner, 2.3.2018)