Barcelona – Allzu viel Arbeit dürfen die intelligenten Autos dem Fahrer eh noch nicht abnehmen. Ein bisserl lenken, ein bisserl warnen und piepsen und ein bisserl Gas geben. Der neue CLS von Mercedes-Benz ist da ganz gut bei der Musik mit dabei. Der neue aktive Abstandstempomat, der mit dem aktiven Lenkassistenten zusammenarbeitet, nimmt einem nun auch auf der Landstraße viel Arbeit ab. Er erkennt und übernimmt automatisch Tempolimits, passt vor Kurven die Geschwindigkeit an und könnte die meisten Situationen vermutlich schon weit alleiner fahren, als er darf und tut.

Breite, runde Schultern und kaum noch harte Linien hat der neue CLS von Mercedes-Benz – und ein 48-Volt-Bordnetz wie einen elektronischen Verdichter.
Foto: Daimler

So weit eine der erfreulichen Neuerungen des CLS, des viertürigen Coupés von Mercedes-Benz auf Basis der E-Klasse. In der dritten Generation wurde er um 51 Millimeter länger, 23 Millimeter breiter, und der Radstand wuchs um 65 Millimeter. Die Optik ist auch ganz neu – obwohl er mit dem tiefen Heck weiterhin auf den ersten Blick als CLS zu identifizieren ist. Aber statt Kanten und scharfen Linien gibt es nun Rundungen, die Kraft demonstrieren sollen – wie an den Schultern.

Ein Blick in den kommen AMG.
Foto: Daimler

Auch innen sieht man die Zugehörigkeit zur E-Klasse sofort. Zwei Screens beherrschen den Armaturenträger und die spielen alle Stückln – und Farben. Die haben auch das Potenzial, die durch das Intelligent Drive frei werdende Aufmerksamkeit des Fahrers generös für sich zu beanspruchen. Oder anders gesagt: Die Schirme lenken ganz schön ab, weil mancher gerne versucht ist, auch unter der Fahrt, alles Mögliche anzupassen: vom Sitz über die Ambientebeleuchtung oder das Head-up-Display bis hin zur Beduftung, und von Internet im Auto reden wir da noch gar nicht.

Schnell zu bedienen sind indes die wichtigsten Assistenten wie Spurhalte- und Lenkassistent oder Dämpferregulierung und der Fahrdynamikregler.

Das Heck ist wieder sehr eigen gezeichnet.
Foto: Daimler

Fahrdynamik, das ist nicht nur ein Wählkastl von Individual bis Sport+, das ist bei einem Allradler, der die Kraft vorzugsweise auf die Hinterräder schickt, schon mehr. Gerade im AMG merkt man das, wenn man in 4,5 Sekunden aus dem Stand auf Tempo 100 sprintet. Obwohl man schon sagen muss, dass auch der wildeste CLS gutmütig ausgelegt ist und bieder über die Vorderräder rutscht, bevor er auch nur ein Alzerl mit dem eigenwilligen Heck zuckt.

Motorenpalette

Zum Start stehen zwei Drei-Liter-Sechs-Zylinder-Diesel mit 286 und 340 sowie ein Drei-Liter-Sechs-Zylinder-Benziner mit 367 + 22 PS zur Verfügung. Alle haben Allradantrieb und eine Neun-Gang-Automatik. Weitere Motoren und reine Hinterradantriebe folgen im Laufe des Jahres. Die Basis bildet dann ein Vier-Zylinder-Benziner, die Spitze der 435 + 22 PS starke AMG.

435 PS (plus 22 PS Boost vom E-Generator) wird der Drei-Liter-Sechs-Zylinder im AMG leisten.
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Jetzt: Wo kommen die zusätzlichen 22 PS her? Die sind die Folge des 48-Volt-Bordnetzes und stammen aus dem EQ-Boost, dem Startergenerator, der als kleines E-Triebwerk mit 22 PS Leistung und 250 Nm Drehmoment genutzt wird – meist beim Anfahren, Beschleunigen und Segeln.

Die Seitenansicht des CLS.
Foto: Daimler

Das Gleiten übrigens beherrscht der CLS hervorragend. Drei Fahrwerke gibt es zur Auswahl, von konventionell bis luftig – und keines ist über Gebühr hart. Nicht einmal jenes des ab Sommer erhältlichen AMG im Modus Sport+. So gesehen lohnt es sich auch deswegen, dass dieses Coupé vier Türen fürs leichtere Einsteigen hat, denn selbst hinten mitfahren ist in diesem Fahrzeug ein Genuss. Lediglich Zwei-Meter-Lackln werden am abfallenden Dach die Haarspitzen reiben. Sonst ist auch in der zweiten Reihe alles sehr komfortabel.

Schade vielleicht, dass die ganze Infotainment-Welt vorne ist, beim Fahrer, und den ablenkt statt die Passagiere. Aber gut, der CLS passt eh perfekt auf, dass nix passiert, auch wenn er nicht grad selber fährt. (Guido Gluschitsch, 16.3.2018)

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