Frauenpolitische Forderungen gehen oft von gut situierten Frauen in der Stadt aus, kritisiert Claudia Gamon.

Foto: APA/HELMUT FOHRINGER

Wien – Die Neos nutzen den Frauentag, um Frauen in ländlichen Regionen in den Fokus zu rücken. "Frauen in den Regionen sind mit besonderen Herausforderungen konfrontiert", sagte Frauensprecherin Claudia Gamon. Sie hätten wenige Jobchancen, keine ausreichende Kinderbetreuung und seien mit starren, konservativen Rollenbildern konfrontiert.

Gleichberechtigter Karenzanspruch

"Wer eine Ausbildung machen oder Beruf und Familie vereinbaren möchte, muss oft in die Stadt ziehen. Die Abwanderung von jungen, gut ausgebildeten Frauen hat erhebliche Konsequenzen für die ländlichen Regionen." Ein wichtiger Ansatzpunkt sei die Kinderbetreuung. Die Öffnungszeiten und Schließtage lassen eine Vollzeiterwerbstätigkeit von Eltern – vor allem am Land – nicht zu. Das müsse geändert werden, fordert Gamon. Die Neos bringen zudem am Mittwoch weitere Anliegen im Sozialausschuss: Pensionssplittung und gleichberechtigter Karenzanspruch.

"Am Frauentag werden gern allbekannte Forderungen wiederholt. Diese gehen von meist von halbwegs gut situierten Frauen in der Stadt aus. Dabei sind etwa Frauen am Land mit besonderen Herausforderungen konfrontiert. Wir brauchen einen Perspektivenwechsel: Feminismus und Frauenpolitik muss für alle Frauen mit ihren individuellen Problemen da sein. Ob eine Frau ein unabhängiges, selbstbestimmtes Leben führen kann, darf nicht davon abhängen, wo in Österreich sie lebt."

Selbstbestimmtes Leben in den Regionen

"Am Land sind Ausbildungsplätze, Arbeitsmöglichkeiten und Kinderbetreuungseinrichtungen oft nicht oder in unzumutbarer Distanz vorhanden. Verschärft wird das Problem noch mit diversen 'Herdprämien', die in den Bundesländern verteilt werden. Für die betroffenen Frauen bedeutet das: Wer eine Ausbildung machen oder Beruf und Familie vereinbaren will, muss in die Stadt ziehen. Wir müssen sie dabei unterstützen, in ihren Regionen ein selbstbestimmtes Leben führen zu können und so das Wohnen in ruralen Gebieten für Frauen attraktiver zu machen. Dazu gehört als zentraler Punkt, das Angebot von Kinderbetreuungseinrichtungen am Land. Gibt es erst einmal das Angebot, wird es auch in Anspruch genommen werden", so die Frauensprecherin. (APA, 6.3.2018)