Donald Trump führt das Tauwetter auf der Koreanischen Halbinsel natürlich auf seine Politik zurück. Er ist überzeugt davon, dass die schärferen Sanktionen der USA zur Annäherung der beiden Koreas geführt haben. Es mag sein, dass Nordkoreas Machthaber Kim Jong-un auch wegen der Sanktionen auf den Dialogpfad einlenkt. Gerüchte über einen bevorstehenden Bankrott des Regimes gibt es allerdings seit Jahren. Dass es tatsächlich Angst vor einem atomaren Erstschlag der USA ist, die Kim zur Friedfertigkeit treibt, ist wohl ebenfalls zu bezweifeln. Über die wahren Gründe kann also nur spekuliert werden, Skepsis ist jedenfalls geboten.

Nordkorea wird sein Atomwaffenprogramm – seine Lebensversicherung und das im Land vielbeschworene Symbol für absolute Stärke – jedenfalls nicht aufgeben. Das weiß Washington und bleibt deshalb beim alten Ton: Erst wenn Nordkorea auf Atomwaffen verzichtet, werde es den direkten Dialog geben, betont Vizepräsident Mike Pence. So weit also alles beim Alten.

Bis jetzt hat sich nur zwischen Südkoreas Staatschef Moon Jae-in und Kim die Lage atmosphärisch deutlich geändert. Die beiden treffen einander im April, und Moon bekommt beim ersten Gipfel seit zehn Jahren im besten Fall die Gelegenheit, mehr über die nordkoreanischen Absichten zu erfahren. Moons viel belächeltes idealistisches Credo "Wandel durch Annäherung" hat zumindest das erreicht. Unter den jetzigen Voraussetzungen sehr viel. (Manuela Honsig-Erlenburg, 7.3.2018)