Sigmar Gabriel, Vollblutpolitiker, ehemaliger SPD-Chef, ehemaliger Umweltminister, ehemaliger Wirtschaftsminister, demnächst Außenminister a. D. und – nicht zu vergessen – ehemaliger Popbeauftragter der SPD, wird nicht mehr gebraucht. Noch ist nicht ganz klar, wie die neue rote Ministerriege in Deutschland aussehen wird, aber eines ist schon fix: Gabriel darf nicht mehr mitspielen, er muss das Außenamt, das er so gerne geleitet hat, abgeben.

Das ist hart für ihn, und vermutlich werden es auch viele Genossen bedauern. Denn Gabriel ist einer, der ein Gespür für die Leut' hat. Und er hat, seit er das Amt von Frank-Walter Steinmeier übernahm, an Körpergewicht verloren, aber an Statur gewonnen. Heute zählt er zu den beliebtesten deutschen Politikern generell und der SPD im Speziellen – was allerdings nicht seine alleinige Leistung ist. Außenminister in Deutschland sind grundsätzlich sehr beliebt, sie schweben ein wenig neben der Tagespolitik.

Gabriel gegen Parteispitze

Man kann Gabriels Rauswurf auch als letzten Sieg von Martin Schulz sehen. Eigentlich hatte er ja das Außenamt übernehmen und Gabriel ins Ausgedinge schicken wollen. Doch Gabriel wehrte sich und schaffte es, sich zu behaupten, da Schulz schon zu schwach war und die SPD seine Kehrtwendungen nicht mehr mittragen wollte.

Der kommissarische SPD-Chef Olaf Scholz und die designierte Parteivorsitzende Andrea Nahles aber waren stärker. Gegen sie kam Gabriel nicht mehr an. Es ist bitter für ihn, aber aus Sicht des neuen Spitzenduos nachvollziehbar. Vermutlich wird sich Nahles in ihrer Entscheidungsfindung auch daran erinnert haben, dass sie unter dem sprunghaften Parteichef Gabriel oft als Generalsekretärin zu leiden hatte. Doch darüber hinaus: Die SPD braucht dringend einen Neuanfang, und Gabriel ist ein Vertreter der alten Garde. Ihm zum Trost: Es bleibt ihm sein Bundestagsmandat – ebenso wie Martin Schulz. Das allerletzte Kapitel der beiden Verlierer ist noch nicht geschrieben. (Birgit Baumann, 8.3.2018)