Kabul – Bei einem Angriff der radikalislamischen Taliban auf mehrere Sicherheitsposten der afghanischen Polizei und Armee sind in Nordafghanistan 17 Menschen getötet worden. Der amtierende Polizeichef der Provinz Tachar, Nisamuddin Ghori, sagte am Freitag, die Taliban hätten die Posten im Bezirk Khwasha Ghar angegriffen und in mehrstündigen Gefechten zehn Polizisten und sieben Soldaten getötet.

Die Taliban hätten die vier Posten am Donnerstagabend kurzfristig erobert. Erst um vier Uhr früh seien die Kämpfe geendet. Überfälle der Taliban auf Armee und Polizei gibt es mittlerweile mehrmals wöchentlich.

Selbstmordanschlag in Schiiten-Viertel in Kabul

Bei einem Selbstmordanschlag in der afghanischen Hauptstadt Kabul sind mindestens sieben Menschen getötet worden. Der Angreifer habe sich in einem schiitischen Viertel in die Luft gesprengt, teilte ein Sprecher des afghanischen Innenministeriums am Freitag mit. Sieben Menschen seien verletzt worden. Unter den Toten war auch ein Polizist.

Der Anschlag ereignete sich nahe einer Versammlung anlässlich des 23. Todestags eines Anführers der schiitischen Hazara-Minderheit, Abdul Ali Mazari, der von den radikalislamischen Taliban getötet worden war. Hunderte Menschen hatten sich dafür auf dem Muzalai-Shahid-Mazari-Platz gleich neben der großen Al-Sara-Moschee im Schiitenviertel Dasht-e Bartshi im Westen von Kabul versammelt. Der Attentäter habe seine Bombe etwa 300 Meter von der eigentlichen Versammlung entfernt gezündet, nachdem Sicherheitskräfte ihn als Gefahr erkannt hätten, sagte der Sprecher des Innenministeriums, Nasrat Rahimi.

Die Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat den Anschlag für sich reklamiert. Der IS bekannte sich über eine Botschaft im Internet zur Tat, in der es hieß, der Attentäter habe mehr als 200 Menschen getötet. Das Bekenntnis konnte unabhängig nicht verifiziert werden.

Die sunnitische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat 2017 zahlreiche Anschläge auf schiitische Moscheen und Versammlungen verübt. Im Oktober waren bei einem Selbstmordattentat auf eine schiitische Moschee in demselben Viertel 71 Menschen getötet worden. Im Dezember starben bei einem IS-Angriff auf ein Kulturzentrum in der Gegend mehr als 40 Menschen.

Die UN hatten in ihrem jüngsten Bericht zu den zivilen Opfern der Konflikte in Afghanistan vor der wachsenden Gewalt gegen Schiiten gewarnt. 2017 hatten sie allein acht Angriffe auf schiitische Moscheen mit mindestens 418 Toten und Verletzten registriert, die meisten davon in Kabul. Die UN zählen dabei eher konservativ. (APA, 9.3.2018)