Wien ist als Firmensitz beliebt: 380 internationale Unternehmen haben ihr Headquarter in Wien.

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Wien – "Wir sollten nicht immer nur raunzen", empfiehlt CBRE-Chef Andreas Ridder der österreichischen Immobilienbranche und meint: Für den Standort Österreich und speziell für Wien sehe es weit besser aus, als oft gemutmaßt wird.

Anlass für Optimismus geben die guten Standortmerkmale, die Wien ausmachen. Dazu gehören die zentrale Lage für Süd- und Osteuropa, die hohe Lebensqualität, der Flughafen Wien, hohe Rechtssicherheit und die Tatsache, dass Wien eine der am schnellsten wachsenden Städte Europas ist. Zudem ist Österreich nach Schweden und vor Deutschland jenes Land in der EU, das die zweithöchste Summe in Prozent zum BIP für Forschung und Entwicklung ausgibt.

Risiko eingehen

Hinzu kommt: Wien ist die drittgrößte Studentenstadt Europas. "Weil Studenten immer mobiler werden, einige Semester im Ausland verbringen, wird auch in Wien die Nachfrage nach Studentenheimen massiv zunehmen", sagt Ridder. Vor allem für 2020 prognostiziert er diesem Bereich zahlreiche Fertigstellungen.

Auch Investitionen in Wohnimmobilien werden bei ausländischen Investoren immer beliebter. Wurde hier vor einigen Jahren noch nicht investiert, weil das Thema politisch stark beeinflusst wird, sich etwa durch einen Regierungswechsel Rahmenbedingungen ändern könnten (Stichwort Mietpreisregelungen), nehmen die Investoren dieses Risiko mittlerweile in Kauf.

Im Bereich der Büroimmobilien war die Nachfrage im Vorjahr niedrig. Eine Erklärung hat Ridder dafür nicht. Dennoch gebe es auch hier positive Entwicklungen: "Schlechte, alte Büros stehen nur mehr selten leer, weil sie umgenutzt oder abgerissen werden."

Hohe Renditen

Die Stadt ist auch beliebter Firmensitz. Insgesamt haben 380 internationale Unternehmen ihr Headquarter in Wien, im Vorjahr ist etwa Easyjet hinzugekommen.

War 2003 Wien noch die teuerste Stadt mit der niedrigsten Rendite in Europa, ist sie heute die billigste mit der höchsten Rendite, so Ridder. "Das erklärt, warum so viele ausländische Investoren hier sind." Kritik gibt es dennoch: "Für viele Investoren ist nur mehr Osteuropa und nicht mehr der Zwischenstopp Wien interessant. Hier dauern Projekte viel zu lange", kritisiert etwa Karin Schmidt-Mitscher von der Erste Group.

Für die nächsten drei Jahre prognostiziert CBRE eine leichte Renditesteigerung und einen leichten Preisverfall. Dennoch gilt für Ridder weiterhin: "Wien ist günstig, stabil und sicher." (Bernadette Redl, 9.3.2018)