Wien – Die Wiener Staatsoper muss die für kommende Spielzeit geplante Uraufführung von Krzysztof Pendereckis "Phaedra" absagen. Der polnische Komponist hat um Entbindung von der Vereinbarung für das Auftragswerk gebeten, wie die Klassikinstitution am Freitag mitteilte. Stattdessen wird nun im Haus am Ring mit Manfred Trojahns "Orest" ein anderer Antikenstoff erklingen.

"Im gesamten vergangenen Jahr habe ich mich immer wieder intensiv mit der Konzeption der Oper beschäftigt, aber es sind in dieser Zeit auch widrige Umstände eingetreten, die [...] mir nunmehr keine andere Wahl ließen als Sie um Entbindung aus unserer Vereinbarung zu bitten", zitierte die Staatsoper aus einem Schreiben des 84-jährigen Penderecki an Staatsoperndirektor Dominique Meyer: "Dieser Schritt fällt mir außerordentlich schwer, und dies umso mehr, als es bei der Annahme eines so bedeutenden und repräsentativen Auftrags für Ihr Haus eben auch um den Beweis großen gegenseitigen Vertrauens geht."

"Ich finde es sehr schade, dass das Kompositionsprojekt Krzysztof Pendereckis, mit dem wir in den vergangenen sechs Jahren einen regelmäßigen produktiven Austausch hatten, nun nicht umgesetzt werden kann", bedauerte Meyer in einer Aussendung den Schritt. Der Komponist habe aber noch so rechtzeitig agiert, dass man den Spielplan habe adaptieren können: "Das Zittern der Intendanten, dass die Komponisten zum vereinbarten Zeitpunkt das Werk fertigstellen, hat sich seit dem Barock nicht geändert." Dieses Risiko müsse man aber eingehen.

Die Staatsoper will statt Penderecki nun ein anderes zeitgenössisches Werk auf den Spielplan setzen: Die 2011 in Amsterdam uraufgeführte Oper "Orest" von Manfred Trojahn soll zur Erstaufführung kommen. Die Details hierzu sollen bei der Spielplanpräsentation am 19. April bekanntgegeben werden. (APA, 9.3.2018)